
Am 29.11.2018 fand der 28. Tourismustag MV in Wismar statt. In der Markt- und Eventhalle wurde nach einem Jahr Verspätung die neue Landestourismuskonzeption vorgestellt. Neben einigen Ständen zum Thema Tourismus, wurden Preise verliehen und Experten gaben vor dem Publikum einen möglichen Ausblick für die Zukunft.
Waldmüller eröffnete die Veranstaltung
Etwas verspätet um 10:15 Uhr begann die Veranstaltung. Nach kurzer Einführung durch den Geschäftsführer, eröffnete der Präsident des Tourismusverbandes M-V Wolfgang Waldmüller (CDU) den Tourismustag. Waldmüller sprach eine Laudatio auf die Hansestadt Wismar. Er räumte die schlechten Übernachtungszahlen aus dem Vorjahr ein, die im Jahr 2018 durch das Wetter kompensiert worden seien. Große Probleme sieht er bei der Infrastruktur und Personalbeschaffung.
„Es steht das Wort Veränderung“, warf Waldmüller in den Raum. Für ihn wäre Stillstand ein Rückschritt. Er gab zu, dass das Handeln im digitalen Raum nicht einfach wird. Das neue Landestourismuskonzeption soll aber ein Kompass sein. Der Tourismusverband wird deswegen mehr nach innen gerichtet werden. „Destinationsmarketing“ werde nun zu „Destinationsmanagement“, versprach Waldmüller.
Schwesig gab ein Grußwort mit wenig Inhalt
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erklärte bei ihrem Grußwort: „Für die ganze Landesregierung ist das Thema Tourismus ein Schwerpunktthema.“ Sie distanzierte sich von ihrem alten Spruch und sagte: „Strandkorb alleine reicht nicht“ und erzählte emotionale Anekdoten von angeblichen Unterhaltungen.
Die Kritik am neuen Staatssekretär Reinhard Meyer schien ihr zugesetzt zu haben. Sie verteidigte die Personalentscheidung und führte aus, dass mit Reinhard Meyer „Know-How in Tourismus und Wirtschaft“ in die Staatskanzlei kam. Außerdem lobte sie die bald angeblich kostenfreien KITA, die auch den touristischen Unternehmen zugute kämen.
Sie vereinfachte jegliche weitere Präzisierung, indem sie drei simple mehrdeutige Identifikationsbegriffe nannte, die in Zukunft verbessert werden sollen. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Internationalisierung sind die Schwerpunkte der Landesregierung. Wie genau, das ließ sie offen.
Neues Tourismusgesetz und neuer Wirtschaftsminister?
Interessant war auch, dass Schwesig die Ausführungen des Wirtschaftsministers lobte, Harry Glawe (CDU) aber noch gar nicht gesprochen hatte, sondern nur Wolfgang Waldmüller. Ob dies nur schlecht vom Redemanuskript abgelesen war, oder ob es schon Hintergrundwissen bei der Ministerpräsidentin gab, ist fraglich. Undenkbar ist es nicht, da Harry Glawe stark in der Kritik steht.
Die Ministerpräsidentin machte deutlich, dass derzeit ein Tourismusgesetz auf dem Weg ist, gab aber noch keine konkreten Hinweise zum Inhalt. Dies wäre das erste Gesetz dieser Art in Deutschland.
Wirtschaftsminister Harry Glawe bestätigte ein solches Vorhaben in seiner Rede danach. Insgesamt attestierte er dem Land eine gute Entwicklung und sprach positiv vom neuen Plan Modellregionen für Qualitätsverbesserungen zu testen. Zudem plädierte Glawe für eine „Begrüßungskultur“.
Spaltung der Tourismuskoordination durch Parteiengezänk
Unverkennbar scheint in der Landesregierung zwischen SPD und CDU ein Riss vorhanden zu sein. Dieser soll laut Gästen vor Ort eindeutig durch das Einmischen der Staatskanzlei in den Bereich Tourismus entstanden zu sein. Einer der Gäste erzählte, dass es mittlerweile zu sehr unkonstruktiven Rivalitäten zwischen dem Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Rudolph und Schwesigs Staatskanzleichef Reinhard Meyer gekommen wäre. All dies erklärt, warum Harry Glawe in seiner Ansprache die Ministerpräsidentin mit einem süffisanten „Schönen Tag noch. Danke, dass du hier warst“ verabschiedete. Nebenbei bemerkte er, dass sie wohl noch viele andere wichtige Termine heute habe. Am Ende seiner Rede sagte er noch lächelnd gegenüber dem Publikum: „Und bleiben Sie dem Wirtschaftsministerium gewogen.“
Panel Diskussion – Meyer will höhere Abgaben
Nach der Verleihung des „Qualitäts Awards“ an die Pension Westphal’s in Wismar, gab es eine Diskussionsrunde. Dr. Mathias Feige, der Ersteller des Landestourismuskonzepts und Geschäftsführer von dwif-Consulting sprach von einer „Entwicklungsdynamik“, die eine sehr hohe Geschwindigkeit habe. Auch viele Fragen der Finanzierung seien „durch die EU genommen worden“. „Handeln“ wäre seine Lösung, um die Zukunftsfähigkeit zu regeln. Er warnte zudem, dass ein „Gesetz kein Selbstzweck“ sei. Ferner führte er aus, dass Orts- und Regionsebenen sich vernetzen und nicht abschotten sollen.
Der Chef der Staatskanzlei Reinhard Meyer verlangt höhere Abgaben von Kommunen. Er sagte: „Vieles ist saturiert.“ Und führte aus, dass es jetzt einen Modernisierungsschub bräuchte. Er sprach sich dafür aus „bis hin zum Bundestag“ mit der Verantwortung zu gehen.
Thomas de Jesus Fernandes, der tourismuspolitische Sprecher der AfD-Fraktion postete seine Ablehnung dagegen bei Twitter.
Staatssekretär #Meyer will höhere Kommunalabgaben. @ManuelaSchwesig mehr Abgaben sind keine Lösung! #Tourismustag28 #MV pic.twitter.com/ac5alOMp7P
— de Jesus Fernandes (@MdLFernandes) November 29, 2018
Experten bescheinigen „Langeweile“ und vergessene Digitalisierung
Prof. Dr. Roland Conrady, Deutschlands bekanntester Tourismus-Experte aus dem wissenschaftlichen Sektor, gab Ausblicke auf die digitale Zukunft. Die Digitalisierung im Tourismus sei aufgrund zahlreicher Faktoren unaufhaltsam. Aber während in Bälde Milliarden Menschen über 5G verfügen würden, gäbe es hier in Deutschland noch Probleme 3G vorzuhalten. Er bezeichnete Deutschland als „langweilig“ und Innovationen würden unzählige Gesetze im Weg stehen.
Oliver Leisse, der Geschäftsführer der „See more future research and development“ machte sich über die Bundesregierung lustig. Er sah aber auch zahlreiches Potenzial und zeichnete Wege auf wie beispielsweise im Gesundheitstourismus oder durch eine Ausprägung von identitätsstiftenden Alleinstellungsmerkmalen.

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