Bei strömendem Regen fand heute in Waren der Festakt zu 30 Jahren Friedlicher Revolution statt.
Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern hatte Waren als Festort ausgesucht, da hier am 16. Oktober 1989 die erste Demonstration gegen das SED-Regime stattfand. Teilgenommen haben Vertreter aller Landtagsfraktionen, Mitglieder der Landesregierung und weitere wichtige Persönlichkeiten des Landes wie die Beauftragte zur Aufarbeitung der SED oder der Bürgerbeauftragte von MV, Matthias Crone.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst schritten alle Teilnehmer mit Kerzen in der Hand den Weg der Demonstranten von 1989 durch die Schulstraße und Lange Straße zum Neuen Markt ab. Der starke Wind blies die meisten Kerzen leider aus, auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) musste kämpfen.
Im Laufe der Veranstaltung wurde verschiedenen Zeitzeugen der Ereignisse aus dem Jahr 1989 die Möglichkeit gegeben, sich zu äußern. Sei es über eine Videoinstallation, über eingestreute Zitate oder das persönliche Gespräch.
Beim anschließenden Festakt in der St.-Marien-Kirche eröffnete Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD) mit den Worten, unglaublich glücklich über die Gelegenheit zu sein, am heutigen Tag in Waren an der Veranstaltung teilnehmen zu können. In ihrer Rede selbst erinnerte sie an die Abläufe im Oktober 89. Mit Bezug auf ihre eigene Biographie dankte sie allen Demonstranten, die ihrer und den jüngeren Generationen ein vereintes Deutschland ermöglicht haben.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig erinnerte ebenfalls an die Möglichkeiten, die die Friedliche Revolution allen Menschen im Land eröffnet hat. Sie gedachte an all den Mut und die Kraft, die die Menschen 1989 aufbrachten, um den Weg ins Ungewisse zu gehen, an dessen Ende der Sturz des SED-Diktatur stand. Dabei sprach Frau Schwesig auch davon, dass die Wende die Vereinigung hin zu einem gemeinsamen Europa sei. Zudem müsse man denen entschieden entgegentreten, die die Leistungen und das Erreichte heutzutage für sich in Anspruch nehmen und für ihre Zwecke verwenden.
Markus Meckel ging zusammen mit den Anwesenden den historischen Weg durch die 1980er Jahre, die ihren Höhepunkt 1989/1990 fanden. Er erinnerte an die Rolle der Kirchen und Friedensbewegungen, die den Mut aufbrachten und die ersten kleinen Schritte gingen. Diesen Mut brachten auch unsere osteuropäischen Nachbarn auf: An diesen Mut muss an Tagen wie diesem unbedingt erinnert werden, so Meckel. Darüber hinaus muss die Geschichte des Kommunismus stärker beleuchtet und zusammen mit den historischen Narrativen der anderen Nationen verbunden werden. Auch die deutsche Geschichte muss weiter verwoben werden, es scheint immer eine Mauer zwischen den beiden deutschen Erzählungen zu geben. Geschweige denn, dass es zum heutigen Zeitpunkt eine gemeinsame Meisterzählung gibt. Hier fehle es weiter an sorgfältiger und umfangreicher Aufarbeitung. Abschließend schlug Herr Meckel vor, nächstes Jahr zu 30 Jahre Wende aus dem Grundgesetz die deutsche Verfassung zu machen und Artikel 146 zu streichen. Für diesen Vorschlag gab es vereinzelt Buhrufe und kaum Applaus.
Zum Abschluss wurde die deutsche Nationalhymne gesungen, um den Worten „Einigkeit und Recht und Freiheit“ besonderen Klang zu verleihen.
Musikalisch umrahmt wurde das Ganze vom gemeindeeigenen Posaunenchor. Der Abend klang mit Livemusik und Verpflegung, inzwischen ohne Regen, aus.