Ärztekammer MV: 1% der Ärzte sind aktive Corona-Zweifler

Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Rostock (dpa/mv)

Die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommerns setzt sich nach Angaben des Vorstandes kritisch mit sogenannten Corona-Kritikern in den eigenen Reihen auseinander und mahnt zu Sachlichkeit in der Debatte. «Selbstverständlich gilt auch für Ärzte die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit. Die Kammer toleriert aber kein ärztliches Handeln, das gegen medizinische und ethische Grundlagen des Berufs verstößt», betonte Kammer-Vizepräsident Wilfried Schimanke. Wegen der besonderen Stellung der Ärzteschaft in der Gesellschaft, dem Gewicht des ärztlichen Wortes und angesichts immer noch unbefriedigender Kenntnisse zum Coronavirus seien Zurückhaltung und Bedachtsamkeit geboten.

Auch aus der Ärzteschaft heraus werden immer wieder Zweifel laut an den zum Teil drastischen Schutzvorkehrungen, die von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen wurden. Skepsis gibt es unter anderem zur Wirksamkeit der Maskenpflicht. Für Aufsehen hatten Ärzte aus Schwerin gesorgt, die die Gefahren der Corona-Pandemie grundsätzlich in Frage stellten und während des ersten Shutdowns im Mai in der Landeshauptstadt Protestaktionen gegen die Schutzmaßnahmen organisierten. Dafür waren sie von Kollegen kritisiert worden.

Die Debatte über solche Aktionen werde kammerintern geführt, sagte Schimanke. Die Fragen der Corona-Kritiker werde der Vorstand auch weiterhin beantworten – behalte sich aber das Recht vor, bei begründeten Verdachtsfällen berufsrechtlich vorzugehen. «Persönlich halte ich die selektive Wahrnehmung der Wirklichkeit durch diese Kolleginnen und Kollegen für hochproblematisch», betonte Schimanke. Der Anteil der aktiven Corona-Kritiker unter den Ärzten lasse sich schwer schätzen, liege wohl aber kaum höher als ein Prozent, meinte der Mediziner.

In einem Podcast der Ärztekammer erläutert der Rostocker Tropenmediziner Professor Emil Reisinger die Strategie zur Eindämmung der Pandemie. Dabei verteidigt er auch die jüngsten Kontaktbeschränkungen etwa durch Beherbergungsverbot und Restaurantschließungen. Nur mit Hilfe dieses Teil-Lockdowns könne die aktuelle Zunahme der Neuinfektionen gebremst werden, um so auch die Behandlung von Schwerst-Erkrankten in den Kliniken sicherstellen zu können. Reisinger äußerte zudem die Erwartung, dass Anfang 2021 ein Impfstoff zur Verfügung stehe und dann auch das medizinische Personal zu den ersten gehöre, die sich impfen ließen. «Bei den Mitarbeitern in den Gesundheitsberufen wissen wir, dass sie sehr vernünftig sind», sagte der Medizinprofessor, der auch die Landesregierung berät.

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