Christen begehen auf vielfältige Weise Heiligen Abend

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt spricht. Foto: Danny Gohlke/dpa/Archivbild

Schwerin/Hamburg/Kiel (dpa)

Die Gläubigen im Norden haben am Donnerstag den Heiligen Abend vielerorts auf ungewöhnliche Weise begangen. Da aufgrund der Corona-Schutzvorschriften zahlreiche Kirchgemeinden die traditionellen Christvespern in den Kirchen abgesagt hatten, trafen sich die Menschen zur gemeinsamen Andacht auch im Freien oder virtuell im Internet.

Wo Kirchen zu Gottesdiensten geöffnet waren, durfte nur eine begrenzte Anzahl von Gläubigen teilnehmen. Auf Gesang wurde wegen der Ansteckungsgefahr verzichtet. Dafür hatte die evangelische Nordkirche dazu aufgerufen, am Abend zu Hause auf dem Balkon oder bei geöffneten Fenstern das Lied «Stille Nacht» anzustimmen.

Am Nachmittag wurde per Internet die Aufzeichnung eines Gottesdienstes im Schweriner Dom verbreitet, in der auch die Regierungschefs von Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein zu Wort kamen. Manuela Schwesig, Peter Tschentscher (beide SPD) sowie Daniel Günther (CDU) lasen die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die am Donnerstag auch persönlich vor etwa 70 Kirchgängern im Dom predigte, rief dazu auf, sich in diesen schwierigen Zeiten gegenseitig beizustehen und die Zukunft beherzt anzugehen. Weihnachten werde in diesem Jahr zwar anders gefeiert, die christliche Botschaft bleibe aber die gleiche. «Seit füreinander da, mit Güte und Wohlwollen, mit Liebe und Fürsorge», sagte Kühnbaum-Schmidt.

Der katholische Erzbischof Stefan Heße thematisierte in seiner Predigt den zum Schutz vor Infektionen gebotenen Abstand zwischen den Menschen. «Mit dem Verstand ist jedem klar, wie wichtig all diese Kontaktbeschränkungen für uns gerade jetzt sind, aber mit dem Herzen sind sie nur sehr schwer auszuhalten», sagte Heße laut Redetext. Mit dieser Erfahrung gewinne auch die Botschaft von Weihnachten neu an Bedeutung: Gott komme in seinem neugeborenen Sohn den Menschen ganz nah und teile ihr Schicksal.

Mit Applaus bedachten Besucher eines Freiluftgottesdienstes vor dem Hamburger Michel die Weihnachtspredigt von Bischöfin Kirsten Fehrs. Unter Verweis auf die Weihnachtsgeschichte hatte sie dazu aufgerufen, trotz der aktuellen Corona-Pandemie die Hoffnung nicht zu verlieren. «Wir werden uns verändern, wir müssen es sogar. Der Stern bringt uns auf den Weg», sagte sie vor rund 50 Gottesdienstbesuchern. Rund die Hälfte der mit Kerzen markierten Plätze für angemeldete Besucher vor der Kirche war allerdings leer geblieben.

Mit einem «Drive-in-Weihnachtsgottesdienst» im Autokino beging eine Hamburger Freikirche den Heiligen Abend. Etwa 80 Autos hatten sich zu der «Online Christmas Experience» des ICF Hamburg auf der Horner Rennbahn angemeldet, bei dem den Teilnehmern ein Gottesdienst mit einer «Neuinszenierung der Weihnachtsgeschichte» nebst «musikalischen Highlights» auf der Leinwand gezeigt wurde. Die Veranstaltung war auch auf Youtube zu sehen. «Da ein aufwendiger Weihnachtsgottesdienst in diesem Jahr nicht umgesetzt werden konnte, haben wir uns entschieden, neue Wege zu gehen und eine Online-Erfahrung anzubieten», sagte ICF-Pastor Andreas Pantli.

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