Debatte um Halle-Amokläufer: AfD, Bundeswehr und Zockerei

Am 09.10.2019 erschoss der Passdeutsche Stephan Balliet zwei Menschen in Halle. Er filmte sich bei seinen eiskalten Untaten mittels einer Helmkamera und gab sein rechtsextremistisches Motiv zu erkennen. Nun brachen dennoch Debatten über die Ursachen für die Handlungen des wilden Mörders aus. Die AfD sei schuld, sein Grundwehrdienst fand in MV statt oder Rechnerspiele wären gar in einem kausalen Zusammenhang.

Caffier (CDU) gibt der AfD die Schuld

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier machte kurioserweise die Alternative für Deutschland verantwortlich. So wie auch viele andere politische Kontrahenten der AfD wirft er den Alternativen eine Mitschuld vor: “Joachim Herrmann hat recht. Auch ich habe immer gewarnt, dass rechte Hetze, der Gebrauch von Nazi-Sprache und das Jonglieren mit NS-Gedankengut wie zum Beispiel von Herrn Höckegefährlich sind und den Boden für schreckliche Taten bereiten können“, sagte Caffier gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Ferner wurde er zitiert: „Mitverantwortlich sind aber auch alle anderen Verantwortlichen in der AfD, die diese Hetzer gewähren lassen, sie sogar verteidigen und sich als vermeintliches bürgerliches Feigenblatt missbrauchen lassen.“

AfD-Landessprecher Leif-Erik Holm reagierte prompt: “Ich weise die Vorwürfe auf das Schärfste zurück. Die AfD spricht sich immer wieder klar und deutlich gegen Antisemitismus und Extremismus aus, egal aus welcher Ecke sie kommen. Das sollte auch Herrn Caffier nicht entgangen sein.

Obwohl noch nichts über den Radikalisierungsweg des Täters bekannt ist, wirft Caffier bereits mit Diffamierungen und wilden Spekulationen um sich. Die Not muss wirklich groß sein, dass er den schrecklichen Anschlag für solche billigen parteipolitischen Spielchen missbraucht.”

Balliet absolvierte in Hagenow seinen Grundwehrdienst

Die Medien debattierten derweil den Grundwehrdienst von Stephan Balliet.
Zuerst berichtete der „Spiegel“ darüber. Im Oktober 2010 wurde er in Hagenow zum Grundwehrdienst eingezogen und mit den konventionellen Waffen der Bundeswehr ausgebildet. Nach Informationen der WELT gilt seine Bundeswehrakte als ”unauffällig”.

Dennoch titelten die Leitmedien in Mecklenburg-Vorpommern diesen Fakt. ”Rechts-Terrorist von Halle lernte das Schießen in Mecklenburg-Vorpommern“ benannte der Nordkurier seinen Bericht. Etwas sachlicher formulierte es die Ostseezeitung: “Attentäter Stephan B. absolvierte seinen Wehrdienst in Mecklenburg-Vorpommern”.

Über den möglichen Zusammenhang von Amokläufen und Grundwehrdienst im Militär wird aber nicht aufgeklärt.

Grüne wollen Netzspiele überwachen, CDU gespalten

Grünen-Politikerin Renate Künast fordert etwas anderes. Sie will eine stärkere Regulierung von Computerspielen. „Teilweise sind es die Spiele selbst, teilweise sind es die Chatspalten, in denen Rechtsextremismus oder Cybergrooming stattfinden“, erzählte die Politikerin dem RND. Darüber hinaus forderte sie: „Games müssen Teil des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes werden. […] Dieses muss zwar auch geändert werden, aber die Games reinzunehmen ist zwingend.“

Thorsten Frei, stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion, äußerte sich ähnlich: “Unterbindung der Verbreitung stehen wir vor der Herausforderung, dass solche Videos im Netz rasend schnell auf unterschiedlichen Plattformen nicht nur in Deutschland, sondern ganz Europa hochgeladen und geteilt werden – oftmals in bearbeiteten Versionen, die die Verfolgung zusätzlich erschweren.” In der Union scheiterten aber bislang alle Vorstöße zur weiteren Regulierung von Videospielen.

Die Netzszene feixt derzeit über die Politik. Auf Twitter und Facebook schüttelt man den virtuellen Kopf über Medien und Politiker, die einen Zusammenhang zwischen Videospielen und Mord herstellen. “Ich habe einen Punkt in Flensburg. Danke Mario Kart.” witzelte ein Nutzer in den Kommentaren von Etienne Garde, einem bekannten Fernsehmoderator und Netzaktivisten für Spiele.


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