Einladung zum Volkstrauertag: SPD-Landrat blamiert sich

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge lädt wie jedes Jahr zum Volkstrauertag, je nach Region, ein. So wird in diesem Jahr um 14 Uhr auf dem Stralsunder Zentralfriedhof den Opfern der Weltkriege gedacht. Doch eine kuriose Einladung des Landkreises Vorpommern-Rügen sorgt nun für Kopfschütteln. In den sozialen Netzwerken macht sich Häme breit.

Original-Dokument des SPD-Landrates Dr. Stefan Kerth

Dr. Stefan Kerth (SPD), Landrat von Vorpommern-Rügen, scheint wenig Wissen über die deutsche Geschichte zu haben. So schreibt er gleich im ersten Satz, dass der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren endete. Dies ist aber falsch. Der Erste Weltkrieg endete am 11. November 1918 mit dem Waffenstillstand von Compiègne. Dies kann sich zweifelsfrei um einen Druckfehler handeln oder um einen gedanklichen Irrtum, da der Volksbund sich vor Hundert Jahren gründete.

Doch im weiteren Text wird klar, dass es sich nicht um einen Druckfehler handelt, sondern das das gesamte Schreiben unglücklich ist. So soll 1933 der „Überfall Deutschlands auf Polen“ begonnen sein. Dies ist ebenfalls historisch falsch. Der sogenannte Polenfeldzug oder „Überfall“, also der Angriff der Deutschen Wehrmacht und der slowakischen Truppen, begann am 1. September 1939. Dies löste den Zweiten Weltkrieg auf europäischem Boden aus. Die Kampfhandlungen der Achsenmacht Japan und verschiedensten asiatischen Mächten dauerten seit 1937 schon an. Kurz nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen folgte, in Absprache mit dem NS-Regime, die Annexion Ostpolens und des Baltikums durch die Sowjetunion.

Neben der falschen Datierung von Jahreszahlen gibt es noch kontextuale Falschdarstellungen. So ist es richtig, dass aufgrund des Zweiten Weltkrieges etwa 60.000.000 Menschen sterben mussten. Allerdings besteht kein alleiniger Kausalnexus der Totenzahlen des Zweiten Weltkriegs zur Aufteilung Polens durch die Nachbarstaaten. Der Zweite Weltkrieg bestand aus einer Reihe von Konflikten verschiedenster Völker und totalitärer politischer Ideologien, die von den hawaiianischen Inseln bis nach Norwegen geführt wurden.

Besonders verwunderlich ist die historisch einseitige Darstellung des polnischen Staates, der eben zuvor für einen Massenexodus der Minderheiten und die Zerschlagung der Verhältnisse sorgte. So wird kein Wort von der nationalistischen polnischen Kriegs- und Bevölkerungspolitik der 20er und 30er Jahre erwähnt. Der Trend hin zu einem autoritären, nationalpolnischen Staat verstärkte sich permanent. Die Rechte der Russen, Ukrainer, Juden, Deutschen und anderer Minderheiten wurden immer weiter eingeschränkt. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages schrieb zur Minderheitenpolitik (vgl. Ausarbeitung WD 1 – 3000 – 093/09): „Kennzeichnend für den Geist, in dem die polnische Republik schon in den ersten Jahren nach der Staatsgründung ihre Nationalitätenpolitik betrieb, ist die Aussage des Nationaldemokraten und späteren Kultusministers Stanislaw Grabski aus dem Jahr 1919: ‚Das fremde Element wird sich umsehen müssen, ob es nicht anderswo besser aufgehoben ist.‘ „

Fragwürdig wird das Schreiben auch in Hinblick auf das Vieraugen-Prinzip. Die promovierte Kunsthistorikerin, die ebenfalls im Schreiben mit Zuständigkeit erwähnt wird, sollte eigentlich solche Fehler sofort erkennen. Sie war übrigens SPD-Landtagskandidatin für Stralsund.

Allgemein, M-V, Stralsund
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