Freud und Leid in der Möbelbranche

Foto: Lisa Ducret/dpa/Archivbild

Schönberg/Wiesbaden (dpa/mv)

Die deutschen Büromöbelhersteller erwarten rund 15 Prozent weniger Umsatz als 2019 – doch bei der Firma Palmberg in Schönberg (Landkreis Nordwestmecklenburg) stehen die Zeichen im Corona-Jahr auf Wachstum. Geschäftsführer Uwe Blaumann rechnet mit einem Plus von zwei Millionen auf knapp 110 Millionen Euro. Damit gehört Palmberg zu den Großen der Branche in Deutschland. «Wir waren vor Corona allerdings auf Kurs 120 Millionen», sagt der 63-Jährige, der das Unternehmen kurz nach der Wende zusammen mit einem Partner von der Treuhand kaufte.

Damals, vor 30 Jahren, war der Betrieb ein ziemlich hoffnungsloser Fall, wie viele in der DDR. Er gehörte zu einem Faserplatten-Kombinat und baute Schlafzimmermöbel: Frisierkommoden, Nachtschränke, Regale, die mit dem Einzug der D-Mark keiner mehr haben wollte. Beim Bummel durch ein Möbelhaus im Westen entdeckte Blaumann, damals noch technischer Leiter, neben den Schlafzimmern die Büromöbelabteilung und sattelte den Betrieb um, wie er sagt. Der Neuaufbau der öffentlichen Verwaltung im Osten sei ihnen dabei entgegen gekommen. Die DDR-Büromöbel hielt oft nur noch der gute Wille zusammen. Heute beschäftigt das Unternehmen nach Blaumanns Worten 570 Mitarbeiter,zur Wende 1989 waren es demnach 225.

Während bei Palmberg stabil in zwei Schichten gearbeitet wird, schrumpfte von Januar bis Oktober 2020 der Umsatz der deutschen Büromöbelbranche mit ihren mehr als 60 Unternehmen und rund 14 000 Beschäftigten um 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie der Branchenverband IBA mitteilt. Bei Palmberg, erklärt Geschäftsführer Blaumann, seien die Lieferketten nicht zusammengebrochen, weil fast alle Zulieferteile aus Deutschland kämen.

«Wir gehen davon aus, dass sich die Situation zum Jahresende trotz des weiteren Teil-Lockdowns ähnlich darstellen wird», sagt Verbandssprecherin Barbara Schwaibold zur Lage der Branche insgesamt. Dann läge das Produktionsvolumen der Büromöbelindustrie für 2020 bei etwa 2,1 Milliarden Euro.

Nach einem guten Start im ersten Quartal seien die Umsätze mit der angeordneten Schließung eines Großteils des Einzelhandels im Frühjahr abgestürzt. Allerdings beobachtet der Verband seit August eine stabile Nachfrage nach Beratung. «Grund dafür ist, dass vor allem die größeren Unternehmen sehr früh begonnen haben, sich Gedanken über die künftige Organisation der Arbeit in ihren Unternehmen zu machen und in diesem Zug auch die Arbeitsplatzkonzepte hinterfragt haben.» Bei Palmberg glaubt man, dass Homeoffice künftig an Bedeutung gewinnen wird, die Firma als Ort des regelmäßigen Gedankenaustauschs nach Corona aber wieder wichtiger wird.

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