Heftiger Wirtschaftsverlust in M-V

Schwerin (dpa/mv)

Das Bruttoinlandsprodukt Mecklenburg-Vorpommerns ist im ersten Halbjahr in Folge der Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,2 Prozent gesunken – so stark wie noch nie zuvor in der Geschichte des Bundeslandes. «Selbst im Krisenjahr 2009 sank die Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr in nicht so starkem Ausmaß», sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) in einer am Montag in Schwerin veröffentlichten Mitteilung. 2009 war es demnach noch ein Minus von 3,6 Prozent.

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums könnte die Wirtschaftsleistung auch im gesamten Jahr schätzungsweise um rund 5,2 Prozent sinken. Dies würde einen Rückgang um rund 2,4 Milliarden Euro bedeuten. 2019 lag das Bruttoinlandsprodukt demnach bei 46,6 Milliarden Euro im Nordosten, was einem Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung Deutschlands von 1,4 Prozent entspricht.

Für das gesamte Jahr rechnet der Minister mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zwischen 5 und 5,5 Prozent – damit bewege sich MV auf Bundesniveau. Stark betroffene Wirtschaftszweige seien der Einzelhandel, Dienstleistungen und der Tourismus.

Glawe sagte weiter, die Industrie habe zwar überwiegend produzieren können, trotzdem seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie etwa durch unterbrochene Lieferketten und Exportschwierigkeiten erheblich gewesen.

«Die Werften sind pandemiebedingt durch den Ausfall des Kreuzfahrtmarktes unverschuldet in unruhiges Fahrwasser gekommen. Der zweite Lockdown erschwert in vielen Branchen den begonnenen wirtschaftlichen Aufwind des Sommers», betonte Glawe.

Für die Tourismusbranche geht nach Ansicht des Landestourismusverbands das schwierigste Jahr in der Geschichte zu Ende. «Wir sind wegen der Corona-Pandemie auf das Übernachtungsniveau von 2007 zurückgefallen», sagte Verbandsgeschäftsführer Tobias Woitendorf der dpa. Nach der Rekordzahl von rund 34 Millionen Übernachtungen im Jahr 2019 kalkuliere der Verband mit einem Minus von etwa einem Viertel. Die finanziellen Verluste lägen im Bereich von mehr als einer Milliarde Euro. Dabei hätten die Monate August und September mit hohen Zuwächsen noch Schlimmeres verhindert.

Glawe zeigte sich zuversichtlich, dass die Wirtschaft im Nordosten im kommenden Jahr wieder in Schwung kommt. Allerdings sei dies vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig. Der Wirtschaftsminister erläuterte weiter, dass das Land die Unternehmen im kommenden Jahr weiter unterstützen werde.

Durch die Kurzarbeit konnte demnach in diesem Jahr eine große Zahl von Entlassungen vermieden werden. Nach jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren im November 62 000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern arbeitslos. Das waren 6900 oder 12,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Zudem nannte Glawe mehrere Beispiele für Neuansiedlungen von Unternehmen im Bundesland, wodurch mehrere Hundert Arbeitsplätze entstehen sollen, etwa in Anklam, Pasewalk und Schwerin. MV habe in diesem Jahr Investitionsvorhaben der gewerblichen Wirtschaft mit rund 23,5 Millionen Euro unterstützt.

Mit zahlreichen Programmen hat die Landesregierung in diesem Jahr versucht, den wirtschaftlichen Schaden durch die Corona-Krise abzufedern. So wurden laut Ministerium rund 348 Millionen Euro Soforthilfe ausgezahlt, 36 424 Anträge seien bewilligt worden. Auf die Liquiditätshilfe I entfielen demnach rund 98 Millionen Euro.

Zudem gingen Millionen an Ausbildungsbetriebe und in die Überbrückungshilfe. Von der sogenannten Neustart-Prämie für Beschäftigte nach Kurzarbeit wurden demnach 604 Anträge mit einem Volumen von rund 950 000 Euro bewilligt.

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