Ifo: Erholung der ostdeutschen Wirtschaft dauert länger

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Dresden (dpa)

Die Erholung der ostdeutschen Wirtschaft in der Corona-Krise dauert nach einer Prognose des Dresdner Ifo-Institutes länger als erwartet. Im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaft in Ostdeutschland um 3,6 wachsen (Deutschland: 4,2 Prozent), teilte das Institut am Dienstag in Dresden mit. Der neuerliche Lockdown führe aber zu einer Verzögerung. Laut Ifo dürfte die Wirtschaftsleistung in Ostdeutschland im zu Ende gehenden Jahr um 4,4 Prozent schrumpfen (Deutschland: minus 5,1 Prozent). Damit falle der coronabedingte Einbruch etwas schwächer aus als in der Sommerprognose von Ifo angenommen.

Das Vorkrisenniveau werde man erst Ende 2021 wieder erreichen, hieß es. Erholungstendenzen gebe es in allen Bereichen, aber nicht im Baugewerbe. Sowohl bei Unternehmen als auch bei der öffentlichen Hand rechnen die Forscher mit einer Zurückhaltung bei Investitionen. Während im ersten Halbjahr sowohl konsumnahe Dienstleistungen als auch die Industrie von der Pandemie stark betroffen waren, habe sich die Industrie im zweiten Halbjahr robuster entwickelt. «Anders als im ersten Halbjahr blieben die internationalen Lieferketten im zweiten Halbjahr weitgehend intakt», sagte Konjunkturexperte Joachim Ragnitz.

Ragnitz zufolge fühlen sich ostdeutsche Unternehmen stärker durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht als im bundesweiten Schnitt. Im Osten seien es 20 Prozent der Betriebe, deutschlandweit 15 Prozent. Viele ostdeutsche Firmen seien relativ klein und mit vergleichsweise wenig Eigenkapital ausgestattet, um eine solche Krise abzufedern, kommentierte der Wissenschaftler die Zahlen.

Für das laufende Jahr erwartet das Ifo-Institut eine Abnahme der Zahl Erwerbstätiger in Ostdeutschland um knapp 65 000 (0,8 Prozent). 2021 wird wieder eine leichte Zunahme um 8000 Beschäftigte (0,1 Prozent) angenommen.

Ragnitz räumte ein, dass die Prognose mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sei. Ifo gehe davon aus, dass die harten Einschnitte sich noch bis März hinziehen. Eine langfristige Strategie der Politik für den Umgang mit der Pandemie ließe sich nur schwer entwickeln. Man könne eigentlich nur auf Sicht fahren und versuchen, die Verluste auszugleichen. Für Unternehmen könne es aber keine Vollkasko geben, ein unternehmerisches Risiko sei immer dabei. Es sei wichtig, Unternehmen bei Liquiditätsengpässen zu unterstützen: «Man wird nicht alle Unternehmen retten können. Es werden welche Pleite gehen. Das ist so einer Rezession eigentlich immer der Fall.»

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