Im Test: Was kann ein Regiomat?

Was in West- und Süddeutschland schon fast zum Alltag gehört, wird langsam nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht. Die Rede ist von sogenannten „Regiomaten“, einem Vertriebssystem für direkte Nahrungsmittelvermarktung, das über Frischeautomaten läuft. Neben dem wohl größten Franchise-Geber und Hersteller „Regiomat“, gibt es auch die sogenannte „Regio-Box“ und einige andere Automatenhersteller, die auf dem Trend aufspringen.

Was ist an den Automaten besonders?

Das interessante an dem Konzept ist, dass die Automaten völlig auf Verkaufspersonal verzichten. Personalschwierigkeiten machen meist den größten Problempunkt im Verkauf aus. Viele Dorfläden, Wochenmärkte und mobile Händler können sich schlichtweg das Personal nicht leisten oder es finden sich keine Leute mehr. Der Sinn der Automaten war es dieses Problem technisch zu lösen. Die neuartigen Automaten verkaufen aber im Vergleich zu konventionellen Automaten nicht nur Süßkram und Getränke. Sondern hier werden auch frische Waren wie Fleisch, Butter und Milch feilgeboten, die zudem regionalen Ursprungs sind.

Schnappschuss der Regiomat-Seite: Karte der Automatenverteilung

Schaut man auf die Karte des größten Unternehmens „Regiomat“, dann stellt man fest, dass besonders in den neuen Bundesländern wenig dieser Automaten zu finden sind. Die AfD-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern stellte gar einen Antrag dazu, ein Modellprojekt ins Leben zu rufen und mehr solcher Lebensmittelautomaten zu testen und zu fördern, um den ländlichen Raum zu versorgen und Arbeitsplätze für Betreiber zu schaffen (hier klicken).

Wir haben den Test gemacht

Am Gutshof in Groß-Medewege, einem ländlich geprägten Außenbezirk von Schwerin, steht ein solcher Automat. Direkt neben dem Hofladen kann man sein Fahrrad parken und sich bedienen.

Die Preisliste am Regiomaten in Groß-Medewege

Zugegeben die Preise sind etwas hoch. Allerdings muss man bedenken, dass es sich ausschließlich um regionale Produkte direkt vom Erzeuger handelt. Fast alle haben Bio-Siegel. Die Auswahl ist mit 25 Produkten nicht die Welt. Man bekommt jedoch eine gute Zusammenstellung an Grundnahrungsmitteln und Fertiggerichten zusammen. Wer also für den Sonntag seine Einkäufe vergessen hat, der kann hier gerne zuschlagen.

Die Aufbackbrötchen sind gut, der gekühlte Apfel-Quitten-Saft ist überragend und die Erbsensuppe schmeckt. Mit um die zehn Euro ist das sogar billiger, als sich sonntags eine Pizza zu bestellen.

Aber auch unter der Woche sind die Flasche Milch oder die Eier sicherlich ein paar Münzen wert für Freunde der Bio-Landwirtschaft.

Zukunftsmusik?

Eine Idee für die Zukunft wäre es sicherlich, wenn man Häuschen mit drei bis vier solcher Automaten in den Dörfern aufstellt, um die sich jeweils eine ortskundige Person kümmert. In Sachsen-Anhalt will man derzeit sogar den übernächsten Schritt austesten. Ein EU-kofinanziertes Projekt namens „DigiShop Harz – Dorfladen 2.0“ will in einer Machbarkeitsstudie die Zukunftsmusik durchspielen. Video-Überwachung und Chipkarte sollen es wie in den Amazon-Supermärkten in den USA möglich machen, dass ein Dorfladen ohne Personal betrieben werden kann. Fakt ist, dass bei der demografischen Lage und Abwärtsspirale die lokale Versorgung mit Personal in jedem Dorf nicht mehr gewährleistet werden kann.

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