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Stralsund/Rostock (dpa/mv)
Mehrere Hundert Werftarbeiter haben am Mittwoch in Stralsund und Warnemünde für den Erhalt der Standorte und ihrer Arbeitsplätze demonstriert. In Stralsund begann die Demonstration vor den Werkstoren mit einem Autokorso, an dem sich laut Beobachtern rund 200 Wagen beteiligten. Von dort ging es zum Marktplatz der Hansestadt. Die Demo stand unter dem Motto «Stralsund braucht die Werft». Der IG-Metall-Geschäftsführer von Stralsund-Neubrandenburg, Guido Fröschke, forderte, dass der Standort Stralsund als vollständige Werft und nicht nur als Konstruktionsstandort mit rund 130 Beschäftigten erhalten bleiben müsse.
«Wir wollen, dass der Bund und der Werfteneigner Genting sich an einen Tisch setzen und vereinbaren, dass die angefangenen Aufträge abgearbeitet werden und der Bund ins Risiko geht», sagte Fröschke. «Wichtig ist, dass die Arbeit finanziert wird und nicht die Arbeitslosigkeit.»
So müsse die Bauzeitfinanzierung neu geregelt werden, die 40-prozentige Eigenkapital-Finanzierung dürfe keinen Bestand haben. «Unter solchen Vorgaben bestellt keiner mehr ein Schiff», betonte Fröschke. Gleichzeitig müsse die Ausbildung am Standort bestehen bleiben. In Stralsund sind rund 550 Menschen und 70 Auszubildende angestellt.
Fröschke zeigte sich überzeugt, dass der Standort Stralsund unter anderem wegen der «Endeavor»-Schiffe eine Zukunft hat. «Die Schiffe sind auf dem Weltmarkt gefragt.» Die Zukunft der riesigen Global-Kreuzfahrtschiffe hänge vom chinesischen Markt ab. Er sei sicher, dass die Schiffe gebraucht werden, wenn die Corona-Krise ausgestanden ist.
In Warnemünde versammelten sich mit rund 500 wesentlich mehr Werftarbeiter, als die 150 unter Corona-Schutzbedingungen angemeldeten Teilnehmer. Wie eine Polizeisprecherin sagte, habe die IG Metall den Vorschlag der Versammlungsbehörde, die Demonstration auf mehrere einzelne, zeitlich versetzte Veranstaltungen mit maximal 150 Teilnehmern aufzuteilen, abgelehnt. Daraufhin hätten sich die Beteiligten entschlossen, die Demonstration zu beenden. In Warnemünde sind normalerweise mehr als 800 Mitarbeiter beschäftigt, augenblicklich seien alle in Kurzarbeit.
Redner auf beiden Demonstrationen forderten, dass der Bund schnellstmöglich Geld aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereitstellt und eine Verlängerung der Kurzarbeiterregelung. «Zudem brauchen wir eine vernünftige Regelung für Transfergesellschaften, für die Mitarbeiter, die gehen müssen», sagte Stefan Schad von der IG Metall Rostock-Schwerin.
Er schilderte die Stimmung unter den Beschäftigten als «angstbesetzt». Bitter sei es für diejenigen, die extra für den Job an der Werft aus anderen Beschäftigungsverhältnissen nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekommen sind.
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