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Schwerin (dpa/mv)
Für viele Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern war das Corona-Jahr 2020 finanziell ein Nullsummenspiel. Das geht aus Daten des Statistischen Landesamtes hervor. Die Verbraucherpreise stiegen in den ersten elf Monaten nur um 0,2 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Sollten sie im Dezember wie im November um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat sinken, läge die Preissteigerung übers Jahr gesehen bei 0,14 Prozent. Das ist deutlich weniger als in den beiden Vorjahren 2018 und 2019, als sie jeweils rund 1,6 Prozent betrug.
Die von den Arbeitgebern gezahlten Bruttomonatsverdienste in MV stagnierten aber auch: Im zweiten Quartal – das sind die aktuellsten verfügbaren Daten der Statistiker – lagen sie nur 0,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Als ein Grund für den praktischen Stillstand an der Lohnfront gilt die starke Zunahme von Kurzarbeit infolge des ersten Corona-Shutdowns im Frühjahr. Als Lohnersatzleistung fließt Kurzarbeitergeld nicht in die Statistik ein – die Betroffenen dürften also etwas mehr Geld in der Tasche gehabt haben.
Im Herbst, als erneut zunächst Restaurants und Freizeiteinrichtungen schließen mussten, nahm die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit wieder stark zu. Seit dem 16. Dezember ist in Deutschland auch wieder ein großer Teil des Einzelhandels geschlossen.
Die Lohneinbußen im Gastgewerbe – ohne Kurzarbeitergeld – betrugen im zweiten Quartal 17 Prozent. In der öffentlichen Verwaltung hingegen, die weitgehend ohne Kurzarbeit auskam, lagen die Gehälter 2,4 Prozent über Vorjahresniveau, im Gesundheits- und Sozialwesen waren es sogar 4,8 Prozent. Auch Ruheständler konnten sich angesichts des geringen Preisauftriebs mehr leisten: Die Renten stiegen in Ostdeutschland zum 1. Juli 2020 um 4,2 Prozent.
Dank eines niedrigen Ölpreises, der sich an der Tankstelle bemerkbar macht, und der Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr ist die Teuerungsrate in MV seit Juli negativ. Menschen müssen für ihren Lebensunterhalt also weniger Geld aufwenden als ein Jahr zuvor. Im November war der bis dahin stärkste Minuswert (minus 0,8 Prozent) erreicht.
Für Dezember rechnet der zuständige Dezernent beim Statistischen Landesamt, Thomas Hilgemann, erneut mit einem Minus bei der Preisentwicklung. Im neuen Jahr wird die Mitte 2020 gesenkte Mehrwertsteuer allerdings wieder von 5 auf 7 beziehungsweise von 16 auf 19 Prozent angehoben.