Eine kleine, aber bedeutende Meldung schreckte am Wochenende so manchen Bewohner im östlichen Teil des Landkreises Ludwigslust-Parchim auf. Die Kinderklinik der Asklepios-Klinik in Parchim habe eine Aufnahmestopp verhängt.
Personalmangel reißt nicht ab
In der Tat mussten aufgrund akuten Personalmangels junge Patienten in Parchim abgewiesen und nach Schwerin geschickt werden. Die Fahrzeit beträgt rund 40 Minuten. Wer aus der Tiefe des ländlichen Raums erstmal nach Parchim kam und dann nochmal die Strecke in die Landeshauptstadt zurücklegen durfte, unter Umständen mit einem kranken Kind im Auto, der stellte sich sicherlich nicht ohne Recht die Frage, wie es um die medizinische Versorgung in unserem Land bestellt ist.
Seit Jahren macht sich in den ländlichen Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns ein eklatanter Ärztemangel bemerkbar. Immer mehr niedergelassene Mediziner gehen in den Ruhestand ohne einen Nachfolger zu finden. Genauso lange versuchen sich die regierenden Parteien in einer Beschönigung der Entwicklung, eine Lösung dagegen scheint in weiter Ferne.
Dagegen scheint Mecklenburg-Vorpommern auf den ersten Blick im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht dazustehen. Eine stattliche Zahl an Kurkliniken, Uni-Medizin-Einrichtungen und Privatpraxen sind hierzulande vorhanden. Schaut man sich jedoch die Verteilung im Land an wird schnell klar, dass der „Ostsee-Speckgürtel“ und die großen Städte im Land die Nase vorne haben, während die ländlichen Räume dramatisch unterversorgt sind.
Man mag da von einem Stadt-Land Gefälle sprechen oder eher von einer Zwei-Klassen-Medizin. Denn junge Ärzte gründen bevorzugt dort ihre Praxis wo zahlungskräftige Patienten leben. Sie lassen sich dort nieder, wo sie kulturelle Angebote vorfinden, schöne Wohngegenden und ein urbanes Umfeld.
Was macht die Politik?
Die Politik täte gut daran, hier endlich zukunftsfähige Lösungsansätze zu präsentieren. Die Herabsetzung der Zugangsvoraussetzungen für ausländische Mediziner kann nur bedingt Lösung sein. Denn gerade, wenn es um die richtige Diagnose und Behandlung geht ist die sprachliche Qualifikation von großer Bedeutung. Und auch die Standards des deutschen Humanmedizinstudiums dürften in weiten Teilen des Auslandes kaum erreicht werden. Die Zeit drängt, denn die Anzahl der kurz vor dem Ruhestand stehenden Mediziner im Land ist groß.
Die Landesregierung plant derzeit eine „Landeskinderregelung“, ähnlich der Modalitäten bei der Bundeswehr. So sollen angehende Studenten auch mit weniger guten Noten bevorzugt werden, wenn sie sich als Landarzt o. ä. verpflichten. Dafür sprechen sich fast alle Fraktionen im Landtag aus, so auch bspw. die AfD-Fraktion, die dies in ihrem Konzept „Alternative Ländliche Räume“ präsentierte.
Konkret wird aber im nächsten Plenum des Landtags am 19. Juni ein Antrag der AfD-Fraktion debattiert werden. Die AfD-Fraktion fordert eine Rückkehrprämie. Die AfD-Fraktion möchte deutschen Ärzten, die rückkehrwillig noch im Ausland arbeiten, mit 50.000 Euro unter die Arme greifen, wenn sie sich im ländlichen Raum niederlassen wollen. Dies könnte ein praktikabler, monetärer Anreiz werden und wäre in Deutschland einzigartig.