Schwerin: AfD-Kundgebung zum Mauerfall mit wenigen Gegendemonstranten

Die Schweriner AfD mobilisierte am 9. November zum friedlichen Gedenken an den Fall der Berliner Mauer vor 29 Jahren. Etwa 350 Sympathisanten lauschten den Reden des stellvertretenden Landessprechers Dennis Augustin sowie der AfD-Stadtvertreter Petra Federau und Dr. Hagen Brauer auf dem Dreescher Markt. Als weiterer Redner trat der Schweriner Hans Wolff auf.

Die Gruppe „Schwerin für Alle“ rief stattdessen zu einer Gegendemonstration auf. Für ihren Marsch instrumentalisierte das linksliberale Bündnis die Geschehnisse der Pogromnacht vor 80 Jahren. Etwa 30-40 Personen nahmen an dem Protest teil. Linksextremistische Parolen blieben diesmal aus, allerdings wurde einige Nächte zuvor mehrmals das AfD-Büro in der Friedrichstraße mit PKS-links zuordenbaren Botschaften beschmiert.

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Schweriner AfD-Büro in den Morgenstunden am 8. November 2018

Emotionale Reden über die Wendezeit

Die vier Redner auf der Kundgebung hielten emotionale, persönliche Reden über die Wendezeit. Sie verurteilten das autoritäre, unfreiheitliche und sozialistische System der DDR.

Augustin, der damals auf der politischen Westseite aufwuchs, benannte die DDR-Bürger als die Wegbereiter der Deutschen Einheit. Das Bürgertum in der Bonner Bundesrepublik arrangierte sich mit der Teilung eher. Er zog Parallelen zur aktuellen Situation. So seien es wieder die Bürger der nun ehemaligen DDR, die gegen Unrecht und für mehr Freiheit streiten.

Federau erzählte, wie damals schon in der Schule versucht wurde Einfluss auf die Jugend zu nehmen. Ihr wurde geraten sich von ihren Eltern zu distanzieren, die in den Augen des Regimes „Staatsfeinde“ gewesen sein sollen.

Wolf beklagte, dass früher noch die Kirchen sowie die Theater- und Künstlerszene hinter den Regierungskritikern stand. Heute sei dies nicht mehr der Fall.

9. November als Tag der Deutschen Einheit

Für Dr. Brauer ist der 9. November der eigentliche Tag der Deutschen Einheit. Den 3. Oktober betrachtet er eher als „bürokratisch festgelegten Gedenktag“. Er erinnerte an die Bürger, die zur Wendezeit für ihre Rechte auf die Straße gingen. Dr. Brauer erwähnte auch die „Nacht der Schande“ vom 9. November 1938, bei der „auch unsere jüdischen Patrioten mit Eisernem Kreuz und Pour le Mérite verfolgt wurden“.

Zum Abschluss der Kundgebung wurde die Nationalhymne gesungen, während die Menge ihre Deutschland- und Familienflaggen schwang.

Nur wenige Gegendemonstranten

Die 30-40 Gegendemonstranten wurden kaum wahrgenommen. Ein sehr langes und hohes Banner, der von Federau initiierte sogenannte „Antifa-Schutzwall“ schirmte die Menge auch ab.

Nicht im Gepäck hatte die Gruppe „Schwerin für alle“ die vier Flaggen, die am 05.11.2018 zusammen mit dem Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) auf dem Bertha-Klingberg-Platz gehisst worden waren. Zwei Flaggen, die mit verschiedenfarbigen Flicken „mit verschiedenen Vorstellungen über unsere Zukunft und unser Zusammenleben“ zusammengenäht worden sind, eine mehrfarbige Homosexuellenflagge und eine Flagge mit dem Symbol eines Herzens und der Aufschrift „statt Hetze“ hängen seit Montag an Fahnenmasten der Stadt. Auf dem Protest zuvor wurden sie wohl mitgenommen. Diese Information veröffentlichte die Gruppe „Schwerin für Alle“ kurz zuvor auf ihrer Facebookseite, wobei sie einen Beitrag von Justine Ohlhöft von der sogenannten „Offenen Gesellschaft“ verknüpfte. Viele Teilnehmer lockte dies aber nicht an.

Mit der Verlagerung, der seit Monaten stattfindenden AfD-Veranstaltungen, aus der Innenstadt in das eher von Arbeitern geprägte Viertel Großer Dreesch, scheint die Mobilisierung der Gruppe „Schwerin für Alle“ stark reduziert worden zu sein.

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