Laut einem Artikel der „Überwald Nachrichten“ (hier klicken) vollzieht sich eine spektakuläre Rettung deutscher Industriegeschichte. Das kleine Stoewer-Museum aus dem hessischen Wald-Michelbach wird aufgelöst. Eigentümer Manfried Bauer verkauft seine umfangreiche Sammlung nach Stettin, dorthin wo vor ca. 160 Jahren erst Nähmaschinen, später Fahrräder und Schreibmaschinen sowie am Ende die bekannten pommerschen Automobile produziert wurden. „Alle Versuche, die Sammlung in Deutschland zu lassen, sind ergebnislos verlaufen“, bedauert der 78-Jährige gegenüber den „Überwald-Nachrichten“. „Ich bin 78, ich weiß nicht, wie lange ich noch weitermachen kann“, begründet Bauer, der selbst in Stettin geboren wurde.
Nun will er den Umzug seiner Sammlung nach Stettin begleiten. Etwa 910 Exponate, die mit dem Stoewer-Unternehmen zu tun haben, werden hinübergeführt.
Stettins Oberbürgermeister bzw. Stadtpräsident Piotr Krzystek äußerte sich: „Stoewer kommt nach Hause zurück. Einen besseren Ort auf der Welt zur Ausstellung dieser Marke gibt es nicht. Aus Stettiner Sicht ist diese Sammlung von unschätzbarem Wert”, sagte er bei der Bekanntgabe, heißt es in der polnischen Zeitung „Stettiner Kurier“.
Krzystek meint, dass die polnischen Bürger auf die Sammlung stolz sein können. „In Stettin produzierte Automobile, das ist schon was. Mercedes hat von Stoewer gelernt und BMW produzierte die ersten Fahrzeuge erst über 20 Jahre später“, meinte er. Der Stadtpräsident will das technische Museum „zu einem Kompetenzzentrum in Sachen Stoewer machen“, erläutert Bauer. Personal sowie ein Lese- und Archivraum sind bereits in der Planung. Acuh weitere Exponate sollen ersteigert werden.
Das prächtigste, noch funktionierende Fahrzeug, das nach Stettin zurückkehrt, ist die majestätische Stoewer Arkona Limousine. Mit 5,1 Metern Länge und drei Sitzreihen war sie nur etwas für die äußerst gehobene Schicht. Ende September/Anfang Oktober soll Stoewers Vermächtnis und Bauers Sammlung in Stettin zu sehen sein.
Die polnische Regierung in Stettin führt somit das deutsche Erbe fort. Ehrenamtliche Arbeit zu dem Thema gab es aus M-V bisher vor allem durch den Verein Pommerscher Greif e.V.
Seitens der Landesregierung wurde bisher nichts zur hinterpommerschen Industriegeschichte in Erwägung gezogen.