Verfassungsschutz MV und NDR führen Wahlkampf mit Verschwörungstheorien

Burschenschaften sind in den Augen vieler Menschen nach wie vor in hohem Maße undurchschaubare, ja geheimnisumwitterte Organisationen.  Ähnlich wie die Freimaurer oder andere traditionelle, akademische Männerbünde müssen sie sich häufig einem Rankenwerk aus Mythen und Erzählungen entgegenstellen. Aus einem singenden, bierseligen, fechtenden und studierenden Basisdemokrat wird schnell ein ausländerhassender, staatsfeindlicher Blutprofos. Was der durchschnittliche Burschenschafter nun ist, darüber mag ein jeder sich selbst privat eine Meinung bilden.

Nun geht es aber unter die Gürtellinie, wenn der Staat dies festlegen will. Der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern, der dem Innenministerium von Lorenz Caffier (CDU) untersteht, wittert laut NDR.de „rechtsextreme Bezüge“ bei der „Greifswalder Burschenschaft Rugia“. In dem Atemzug wird die Burschenschaft „Markomannia Aachen zu Greifswald“ ebenfalls in unklarem Kontext erwähnt. Ohne inhaltlichen Zusammenhang wird ebenso aufgeführt, dass prominente Abgeordnete der AfD Mitglieder in den jeweiligen Burschenschaften und personell verflochten sind. Zu Wort kommen weder die AfD, noch die Burschenschaften.

Der NDR, namentlich u. a. mittels Stefan Ludmann, scheint kein Problem mit diesen schweren Anfeindungen und Anschuldigungen gegen Hunderte in der Gesellschaft stehende Akademiker und Studenten zu tätigen. In einem Radiobericht keift der fragwürdige Journalist im Stile eines Kriegsberichterstatters eines totalitären Regimes gegen die Burschenschafter. Aus einem simplen Gedenken am gesetzlich festgelegten Volkstrauertag am Greifswalder Studentenstein wird ein „Heldengedenken an Soldatengräbern“ das „im Stile von NS-Propaganda“ abgehalten würde. Das routinemäßige, verbindungstypische Abhalten eines Kommerses anlässlich der Reichsgründung von 1871 wird als „das wichtigste politische Ereignis“ für die Rugia bezeichnet. Woher diese Information bezüglich der subjektiven Wichtigkeit dieses historischen Ereignisses kommt, ist unklar. Der NDR hängt den Burschenschaften Adjektive wie „fragwürdig“ an, um klare Wertungen abzusetzen. Einer Nachfrage würdig ist allerdings diese objektiv als schlecht zu bewertende Recherche, wenn schon wirklich banale Details wie der Wahlspruch der Deutschen Burschenschaft als „Freiheit – Ehre – Vaterland“ zitiert wird. Ein pflichtbewusstes Nachschlagen bei Wikipedia hätte solche einfachen Fehler vermieden, denn korrekterweise heißt es „Ehre – Freiheit – Vaterland“.

Im dazugehörigen Artikel auf ndr.de werden Kommentare nur selektiv freigeschaltet. Aber der Unmut der Leser ist zu spüren.
Denn nach dem Lesen stellt sich unweigerlich die Frage, was die Aufgabe eines abgabenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmediums ist? Soll es mit dem Innenminister und Verfassungsschutz auf Leute einprügeln, oder soll es Bestrebungen des Innenministeriums und Inlandsgeheimdienstes kritisch hinterfragen und Bürger schützen? Ist dies nicht eher das, was uns die finsteren Zeiten gelehrt haben?

Bei der angeführten Beweiskette des Verfassungsschutzes kann man nämlich durchaus Kritik walten lassen. Aber was haben wir denn überhaupt vorliegen?

Die Abteilung Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern stützt sich auf die Erkenntnisse des umstrittenen und wirklich fragwürdigen „Prüfberichts“ des Bundesamts für Verfassungsschutz. Der Verfassungsschutz des Bundes selbst will mit der AfD nicht mehr juristisch streiten, ob er die AfD als „Prüffall“ geführt werden darf. Das Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts wurde akzeptiert und der „Prüffall-Bericht“ einkassiert.

Im besagten Bericht, bei dem es sich um eigentlich um die AfD dreht, sind ein paar Zeilen zur Burschenschaft Rugia zu lesen, nichts zur Burschenschaft Markomannia Aachen.

Wirklich alles aus dem fragwürdigen Prüfbericht nun hier:

„Bei der „Greifswalder Burschenschaft Rugia“ hielten der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Ralph Weber, und der Bundestagsabgeordnete Enrico Komning Vorträge.[528] Komning ist seit 1991 Mitglied.[529] Nach Recherchen der Friedrich-Ebert-Stiftung gibt es bei der Burschenschaft erhebliche Überschneidungen zur NPD und zur „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“.[530] Auch das ehemalige Führungsmitglied der neonazistischen „Europäischen Aktion“ Rigolf Hennig ist Angehöriger der Burschenschaft.[531]

Mit diesem kleinen Text über die Greifswalder Burschenschaft Rugia soll nun festgestellt sein, dass man es mit möglichen Rechtsextremisten zu tun hat, die man nachrichtendienstlich überwachen soll.

Schauen wir doch mal in den Quellenverweis 530.
Es ist der Artikel:
„Der germanische Student“, in: www.jungle.world vom 18.01.2006.

Eine dem Linksextremismus nicht abgeneigte Zeitung zitiert in diesem Artikel von 2006 die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung und benennt als Experten für Burschenschaften Mathias Brodkorb (SPD), der im übrigen nun Finanzminister ist. Die Krux an der Sache? Der einzige benannte NPDler im Text ist Herr R.
Schaut man auf dessen Wikpedia-Eintrag wiederum kann man nachlesen:

„Wegen seines Engagements für die NPD wurde er jedoch, wie auch sein Bruder, aus den Burschenschaften Rugia und Dresdensia-Rugia ausgeschlossen.“

Zumal es sich bei den R. Brüdern um wirklich bundesweit bekannte Aussteiger aus der NPD-Szene handelt. Und selbst wenn? Die NPD ist keine verbotene Partei und wie soll ein Verein denn mit Mitgliedern umgehen, die sich der NPD anschließen? Werden die automatisch zu kriminellen Monstern?

Wir haben es hier wirklich mit einer völlig miserablen Quelle zu tun. Zitiert vom höchsten Geheimdienstkreis, genutzt von unseren öffentlich-rechtlichen Medien. Die Quelle ist nicht nur völlig schlecht und inhaltlich falsch, sondern sie wird eben auch keiner Kritik unterzogen.

Völlig unbedacht wird auch immer die andere Richtung. Kann es nicht eher so sein, dass der liberal-demokratische Ansatz der Burschenschaften tendenziell radikal-denkenden Männern den Wind aus den Segeln nimmt? Nicht wenige behaupten das.

Die weiteren Wortfetzen, die der NDR aus angeblichen Internet-Einträgen der Burschenschaften zitiert sind keiner weiteren Zeile und Zeit wert, wenn bspw. die Worte „Treue und Loyalität“ als „aggressiv“ gedeutet werden. Der NDR verlässt das Reich der Seriosität.

Die klare Schlussfolgerung bleibt offen.
Haben wir es mit mit Verfassungsschützern und Journalisten zu tun, die ihr „Handwerk“ nicht beherrschen, die keine Quelle sorgfältig und kritisch hinterfragen?

Oder haben wir es mit wahlkämpfenden Verfassungsschützern und unkritischen Journalisten zu tun, die lediglich Burschenschaften und AfD mit Verschwörungstheorien und Betitelungen diffamieren und die Bevölkerung desinformieren wollen?

Letzteres ist anzunehmen, da im Verfassungsschutz und NDR ja mutmaßlich studierte und erfahrene Akademiker sitzen.










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