Warten auf die Schüler-Tablets: Kaum welche in den Schulen

Schwerin (dpa/mv)

Ein halbes Jahr nach der Verkündung des 500 Millionen Euro schweren «Sofortprogramms Digitale Endgeräte» des Bundes warten viele Schulen in Mecklenburg-Vorpommern noch immer auf die versprochenen Laptops und Tablets für bedürftige Kinder und Jugendliche. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter kreisfreien Städten und Landkreisen.

Die Stadt Schwerin hatte aus dem Sofortprogramm die Beschaffung von 1500 Tablets beauftragt, wie Stadtsprecherin Michaela Christen sagte. Angekommen seien noch keine. «Die Lieferung der Geräte ist bis Jahresende geplant.» In Rostock wird erst ab Januar mit der Lieferung der 481 bestellten Notebooks und 2687 Tablets gerechnet.

Auf MV entfallen von dem Sofortprogramm zehn Millionen Euro. Die damit gekauften Geräte sollen im Fall erneuter Schulschließungen den Fernunterricht übers Internet besser als im Lockdown im Frühjahr ermöglichen. Denn nicht alle Kinder verfügten über die nötigen Computer. Nicht überall reichte das Netz aus. Überdies fehlte es an Konzepten für wirkliches Lernen in Internet-Klassenräumen. Mancher Schüler wurde während der Schulschließungen im Frühjahr gar nicht erreicht.

Der Landkreis Ludwigslust-Parchim geht spätestens im ersten Quartal 2021 von einer Lieferung seiner 1050 bestellten Geräte für die Schulen in Kreisträgerschaft aus – das sind die Gymnasien und die Berufsschulen. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist etwas optimistischer und rechnet damit, dass die Auslieferung bis Ende 2020 abgeschlossen sein wird. «Bei allen Herstellern ist aktuell mit Wartezeiten von bis zu fünf Wochen zu rechnen», sagte Kreissprecherin Haidrun Pergande.

In Vorpommern sieht es etwas besser aus: Im Landkreis Vorpommern-Rügen sind bereits 500 Leihgeräte beschafft und 420 davon auch ausgegeben, wie eine Sprecherin mitteilte. Weitere 230 sollen bis Jahresende geliefert werden.

Im Nachbarkreis Vorpommern-Greifswald sind nach Worten von Sprecher Achim Froitzheim die Schulen in Trägerschaft des Kreises vollständig mit gut 1000 Tablets beliefert worden. Lediglich zwei Schulen hätten wegen Lieferengpässen noch nicht bestückt werden können. So richtig losgehen kann es aber noch nicht, denn: «Für die iPads sind Einweisungen der Lehrkräfte geplant», erklärte Froitzheim. Wegen der aktuellen Lage seien die Termine in den Dezember verschoben worden.

«Wir können nur hoffen, dass die Schulen nicht wieder geschlossen werden müssen», sagte die Vorsitzende der oppositionellen Linksfraktion im Schweriner Landtag, Simone Oldenburg, angesichts der Situation. Der Zustand sei unhaltbar. Die meisten Schulen seien noch Welten von einem digitalen Homeschooling entfernt. Das liege nicht nur an fehlenden Endgeräten. «Es fehlt auch eine funktionierende Lernplattform, Breitbandanschlüsse sind nicht vorhanden.» Auch fehlten vielerorts Lehrer-Laptops. Zudem habe nicht jeder einen Internetanschluss. Oldenburg vermisst ein schlüssiges Konzept.

Aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim heißt es zum Thema Lehrer-Laptops: «Ein Vorgehen zur über die Pressemitteilungen angekündigten Förderung für Dienstgeräten der Lehrkräfte vor einigen Wochen durch Bund und Länder ist noch nicht spezifiziert worden. Insofern liegen dem Landkreis zur Ausstattung der Lehrkräfte keine weiteren Informationen vor.» Ähnliches ist aus der Stadt Rostock zu Lehrer-Laptops zu hören. Es gebe dazu noch keine Abstimmungen mit dem Bildungsministerium MV, so die Pressestelle der Stadtverwaltung. Auch gebe es derzeit zu diesem Programm keine Förderrichtlinie.

Das Bildungsministerium hatte zu den zehn Millionen Euro des Bundes für digitale Endgeräte in MV noch eine Million dazugelegt. Außerdem trieb es die Entwicklung der Lernplattform «Its learning» voran, die digitalen Unterricht ermöglichen soll. Knapp die Hälfte der Schulen arbeite bereits damit, erklärte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) jüngst in der Tageszeitung «Nordkurier». Lehrer könnten Unterrichtsmaterial als Text oder Video bereitstellen, Schüler ihre Aufgaben digital abrufen, bearbeiten und einreichen. In Dokumenten oder für Projekte könnten Schülergruppen auch digital zusammenarbeiten und sich austauschen.

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