Wer ist der neue Chef auf Kaninchenwerder?

Den lokalen Medien war zu entnehmen, dass die Insel Kaninchenwerder „wachgeküsst“ werden soll. Ein Grund für HANSE RUNDSCHAU sich einmal mit der Geschichte der Insel im Schweriner See zu beschäftigen.

Zur Geschichte

Die Insel wurde bereits 1830 touristisch genutzt und ist seit 1935 Bestandteil des Naturschutzgebiets Kaninchenwerder und Großer Stein. Seit 2005 ist sie Bestandteil des Europäischen Vogelschutzgebietes im Landschaftsschutzgebiet Schweriner Innensee und Ziegelaußensee. Zu DDR Zeiten kamen um die 20 000 Besucher im Jahr. Die Betreibergesellschaft war der „Zweckverband Erholungswesen“.

Nach der Wende begann auch der Abstieg der Insel in die Bedeutungslosigkeit, verbunden auch mit der Verwahrlosung des Strandbades in Zippendorf. Zu DDR Zeiten gab es einen regelmäßigen Pendelverkehr zwischen Zippendorf und der Insel Kaninchenwerder. Es war auch möglich sich ein Ruderboot in Zippendorf auszuleihen und in Eigenregie überzusetzen. Beide Möglichkeiten gibt es schon lange nicht mehr, die Anlegestelle wurde schon kurz nach der Wende abgerissen und in den Wald stadteinwärts verbannt. In Zippendorf fühlten sich einige Anwohner vom Dampfer belästigt, so hieß es gerüchteweise. Rudermietboote sind jetzt auch nicht mehr zu haben und der Bootssteg ist völlig runtergekommen.

Ob die DDR nun schlecht oder gut war, darüber kann man geteilter Ansicht sein, aber für die Erholung der Schweriner hat Sie gut gesorgt, wenn man sich die heutigen Freizeitmöglichkeiten anschaut, fällt es schwer überhaupt noch ein Freibad oder in der Stadt Erholung zu finden.

Nach der Wende gab es mehrere Versuche die Insel zu nutzen. Dabei waren so unglaubliche Projekte wie „Flüchtling für einen Tag“ oder die Nutzung der Insel als Alcatraz für Jugendliche zur Resozialisierung für straffällig gewordene Jugendliche. Das unter diesen Vorrausetzungen die Insel kaum noch Besucher hatte ist allzu verständlich, zumal der normale Bürger ohne Anbindung durch eine Fähre kaum noch die Möglichkeit hat, die Insel überhaupt noch zur Erholung zu nutzen.Trotz vieler Gelder dümpelte die Insel viele Jahre vor sich hin.

Neue Ausschreibung

Nun gab es aber es eine Ausschreibung für die weitere Nutzung der Insel. Bei dieser Ausschreibung gab es wohl drei Bewerber, wer diese drei waren und was für ein Konzept von ihnen vorgelegt wurde, ist zumindest nur bei einem Bewerber öffentlich bekannt geworden. Man stellt sich als Schweriner natürlich die Frage, wer entscheidet eigentlich darüber, wer und wie die Insel zukünftig für die Schweriner genutzt werden kann. Scheinbar hat der dortige Ortsbeirat in Mueß eine Mitentscheidung getroffen, denn auf der neuen Webseite zur Insel kommentiert der Ortsbeiratsvorsitzende dazu folgenden Text:

„Der Ortsbeirat begrüßt es, dass mit Johannes „Urmel“ Meyering für Kaninchenwerder ein Inselwirt gefunden wurde, der mit dem Freilichtmuseum für Volkskunde in Mueß durch sein Engagement beim Windros-Festival auf besondere Weise verbunden ist. Daraus ergeben sich gute Voraussetzungen, für die weitere Entwicklung und Umsetzung der angestrebten gemeinsamen Konzeption für das Museumsdorf Mueß und Kaninchenwerder. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und nehmen die Einladung für einen Vor-Ort-Termin auf der Insel im Juni gern an.
Hasko Schubert
Vorsitzender des Ortsbeirates Schwerin-Mueß“ (Quelle: hier klicken)

Welches Konzept gemeint ist, kann man aber weder der Webseite der Insel entnehmen, noch dem entsprechenden Protokoll der Sitzung, da das Protokoll der Sitzung noch nicht abrufbar ist.

Allerdings hat der neue Inselwirt „Urmel“, bürgerlich Johannes Meyering, schon viele Ideen, nur wie die Besucher zur Insel kommen, ist noch nicht so richtig geklärt.

Derzeit gibt es ein Zeitfenster von 12:00 – 16:30 Uhr. Zumindest die Vögel im dortigen Naturschutzgebiet können sich schon einmal auf viele Freunde des Projektentwicklers, Musikers und Bühnenbildners einrichten. Was er mit „solche Sachen“ im Interview meint, wurde auch nicht genau definiert.

Johannes Meyering (61) der Bühnenbauer wird Urmel genannt. Er bezeichnet sich selbst als „schrägen Vogel mit künstlerischem Talent“. Meyering hat Sozialarbeit studiert, das Studium hat er aber nie abgeschlossen und auch keine bekannte Ausbildung. Einige Sachen die „Urmel“ auf seiner Kaninchenwebseite präsentiert, sind schlichtweg in die Hose gegangen.

Man kann nur hoffen, dass der neue Inselwirt auch die immensen Anforderungen als Inselwirt erfüllen kann, denn die Hürden zur Betreibung einer Gastronomie sind recht hoch und beinhalten ein erlaubnispflichtiges Gewerbe, IHK Mitgliedschaft, eigene Krankenversicherung, die Mitgliedschaft in der Berufsgenossenschaft und eine Konzession.

Aber die Stadt wird sich ja informiert haben, wem Sie dort einen unbefristeten Pachtvertrag gegeben hat. Die Schweriner Bürger würde es schon interessieren, ob nicht auch ein echter Schweriner bei der Bewerbung und mit welchem Konzept dabei gewesen ist. Wie hoch ist denn eigentlich die Pacht im Jahr für den Inselwirt. Gibt es Fördermittel von der Stadt Schwerin oder einem der europäischen Fördertöpfe? Hat die Stadt weitere Zusagen an den Inselwirt gegeben?

Norbert Höfs

Allgemein, Kultur, Leben, M-V, Schwerin, Wirtschaft
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