Brachialer Unternehmeraufstand in Neubrandenburg

NEUBRANDENBURG. Julian Bolte/Martin Schmidt 16.09.2022

Am 15.09.22 fand auf dem Neubrandenburger Marktplatz eine große Demo von Unternehmern und Mitarbeitern statt. Angemeldet wurde die Demonstration von der Initiative „Unternehmeraufstand“, um auf die Energiekatastrophe aufmerksam zu machen. Anlass war der jährliche IHK-Wirtschaftsempfang im „Haus für Kultur und Bildung“ zu dem die Politik eingeladen war.

Klare Botschaften waren präsent
Riesige Demo auf dem Marktplatz

Pünktlich 16:00 Uhr ging es also los und gleich zu Beginn wurde klar, dass die erste Rednerin die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sein wird. Der IHK-Empfang wurde verschoben, weil die Unternehmer ebenfalls vor die Tür gingen. Schwesig wollte sich dem Protest stellen. Sie versuchte die Masse aus über 2500 Teilnehmern zu beschwichtigen. Sie erklärte sich zu den weiteren Vorhaben ihrer Landesregierung und erteilte den Forderungen nach einer Öffnung von Nord Stream 2 eine Absage. Russland sei, nach „dem brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine, kein verlässlicher Handelspartner mehr“. Man müsse jetzt schauen, so Schwesig, wie man einen Deckel für Energiekosten schnellstmöglich implementieren könne.

Manuela Schwesig (SPD) versuchte ihre Politik zu erklären


Weiter rief sie die Leute dazu auf, die kostbare Energie zu sparen, sie wolle aber den Menschen nicht vorschreiben, in welchen Bereichen und wann sie dies tun sollen. Nach diesen Aussagen der Ministerpräsidentin gab es reichlich Pfeifkonzerte, Buh-Rufe und Leute die sich mit Entsetzen umdrehten und demonstrativ in die andere Richtung blickten.

Deutliche Worte in den Reden

Danach ging es weiter zu den Redebeiträgen der verschiedenen Unternehmer. Es sprachen unter anderem Danilo Dröse (Geschäftsführer mehrerer IT-Läden), Roman Kubetschek (niedergelassener Zahnarzt), Thomas Fitzner (Inhaber von vier Läden) und einige weitere.
Im Großen und Ganzen waren sich die Redner einig.
Nord Stream 2 müsse sofort geöffnet werden, Sanktionen gegenüber Russland müssen beendet werden, die Preise für Energie müssen runter, keine weiteren Almosen vom Staat und auch Neuwahlen waren bei vielen Demonstranten und Rednern ein Thema.

Etwa 2500 Leute standen auf dem Marktplatz
IHK-Empfang mit Unbehagen

Auf dem Empfang selbst gab es einen heftigen Start. Abseits der Tagesordnung wurde die Organisatorin der Demo als Rednerin vor dem ausgewählten Publikum aus Politik und Wirtschaft zugelassen. Doreen Peter, die Eigentümerin von „Blumen & Bestattungshaus Peter“, kritisierte die Bundesregierung für mangelndes Fachwissen und warf der Ministerpräsidentin eine unmenschliche Corona-Politik vor. Viele Angehörige wurden zutiefst getroffen, weil sie nicht Abschied nehmen durften von ihren verstorbenen Verwandten. Die Energiekrise sei eine Katastrophe und die Lebensleistung der Menschen würde hinfällig werden. In ihrem Betrieb müsse sie Blumen und Verstorbene kühlen und habe stark erhöhte Kosten. Besonders viele Landtags- und Bundestagsabgeordnete konnte man nicht entdecken.

Die ukrainischen Musiker Emilia Lomakova und Viktor Krysyuk heiterten die Runde auf

IHK-Präsident Dr. Wolfgang Blank versuchte zu beschwichtigen, mahnte aber auch die Landesregierung zu drastischen Maßnahmen, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Anschließend gab es noch eine Siegerehrung. Die Siegerinnen des Gründerinnen-Wettbewerbs „Start up and fly“ beim verkündet. Monique Finck und Nicole Wolf aus Eggesin gründeten das Unternehmen „DysCare Pflegezentrum“. Dort werden insgesamt 24 intensivpflichtige Menschen versorgt.

IHK-Video mit den beiden Gewinnerinnen
Autokorso mit 300 bis 1000 Teilnehmern

Nach dem sich ein kurzer Regenschauer wieder verzog, kamen Handwerker mit ihren Firmenwagen am Ort der Demonstration an und parkten diese rund um den Marktplatz verteilt. Auch auf den Fahrzeugen und Anhängern waren Sprüche und Forderungen zu lesen. „Diese Regierung macht unser Land kaputt“, Nord Stream 2 öffnen SOFORT!!!“ oder auch „Energiekosten runter!“ war mehrfach zu lesen. Parallel gab es auch noch einen Autokorso durch die Stadt, bei dem, so die Veranstalter der Demo am Marktplatz, über 1000 Autos teilgenommen haben sollen. Die Polizei sprach von einer Teilnahme von über 300 Autos an der Kolonne.

Eindrücke von der Kolonne wurden von einem YouTuber hochgeladen

Die Demo am Markt verlief friedlich, die Veranstalter riefen dazu auf, auch weiterhin jeden Montag dabei zu sein und die eigene Meinung laut und deutlich zu äußern. Für das nächste Mal solle jeder noch eine Person mitbringen, so könne man stetig wachsen und den Druck auf die Ampel- und Landesregierung kontinuierlich erhöhen.

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