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Schwerin (dpa/mv)
Mit einer massiven Ausweitung der Testpflicht will Mecklenburg-Vorpommern versuchen, trotz steigender Corona-Infektionszahlen die bisherigen Öffnungsschritte zu halten. Vom kommenden Mittwoch an soll zum Beispiel der Friseurbesuch nur noch mit einem negativen Corona-Schnelltest möglich sein. Von Dienstag nach Ostern (6. April) an muss dann auch beim Shoppen ein Negativ-Test vorgezeigt werden, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Samstag nach dem MV-Gipfel sagte. Bei der zweitägigen Videokonferenz hat die Landesregierung gemeinsam mit Vertretern von Wirtschaft, Gewerkschaften, Kommunen und Verbänden über einen Weg für das Land durch die dritte Corona-Welle beraten.
Weitergehende Öffnungsschritte seien nicht möglich, stellte Schwesig mit Blick auf die äußerst dynamische Corona-Entwicklung klar. In den letzten sieben Tagen sei der landesweite Inzidenzwert von 69 auf 103 gestiegen, sagte sie. Vier Landkreise liegen über 100: Ludwigslust-Parchim, Nordwestmecklenburg, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald. Dort gilt künftig eine nächtliche Ausgangssperre von 21.00 Uhr bis 6.00 Uhr, wenn die Inzidenz nach Einschätzung der örtlichen Behörden auf ein diffuses Infektionsgeschehen zurückzuführen ist. In Ludwigslust-Parchim liegt der Inzidenzwert sogar über 170.
Rostock überschritt am Samstag den Inzidenzwert von 50 und gilt damit auch als Corona-Risikogebiet. Es ist aber immer noch die Region mit den geringsten Infektionsnachweisen im Nordosten. In Rostock gelten die neuen Testpflichten, auch die für den Friseur, erst ab dem 10. April, so Schwesig. Landesweit ausgenommen sind den Angaben zufolge Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Tankstellen, Wochenmärkte, Blumen- und Buchläden sowie Gartenmärkte.
Mit der Testpflicht beim Shoppen hofft die Landesregierung, die bisher erfolgten Öffnungen trotz aktuell steigender Infektionszahlen halten zu können. Dazu soll das Netz an Stellen für die kostenlosen «Bürgertests», die jedem Einwohner einmal pro Woche zustehen, weiter ausgebaut werden. Bisher gibt es nach Worten von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) rund 140 Teststellen, darunter 106 Apotheken. Nächste Woche will das Land weitere zwei Millionen Schnelltests bestellen. Außerdem werde daran gearbeitet, dass negative Testergebnisse am Arbeitsplatz auch für das Shopping oder den Friseurbesuch genutzt werden können.
In der Wirtschaft bleibt die Stimmung nach den Beschlüssen gereizt. «Seit dem 3. März sind wir nicht viel weiter gekommen», erklärte der Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern (VUMV), Sven Müller. Immer noch seien zahlreiche Branchen des Tourismus, des Hotel- und Gaststättenbereiches, des Einzelhandels und der Veranstaltungsbranche geschlossen oder nur sehr eingeschränkt tätig. Vielen drohe in den kommenden Wochen die endgültige Schließung. Grund seien Versäumnisse von Bund und Land, die Test- und Impfmaschinerie stotterfrei zum Laufen zu bringen. «Auch jetzt sind noch viele Dinge ungeklärt. Das macht unzufrieden», sagte Müller.
Nach Worten von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sind bislang 311 000 Impfdosen nach Mecklenburg-Vorpommern geliefert und 227 000 Spritzen gegeben worden. Es liege kein Impfstoff ungenutzt in den Kühlschränken herum, betonte er. Nach Ostern soll es Glawe zufolge in MV möglich sein, online einen Impftermin zu vereinbaren. Bisher ist dies nur telefonisch über eine Hotline möglich, die oft überlastet ist.