Junge Unternehmer treffen sich am Rande der Unternehmerkonferenz Baltic Sea Business Day in Rostock zu Workshops. Jens Büttner/dpa
Die Herausforderung, Betriebe an die nächste Generation von Unternehmern zu übergeben, ist zuletzt größer geworden. Eine Rolle hierbei spielen Experten zufolge auch die Krisen der vergangenen Jahre.
Schwerin (dpa/mv) – Unternehmenschefs in Mecklenburg-Vorpommern haben es Experten zufolge schwer, geeignete Nachfolger zu finden. Die Investitions- und Entscheidungsfreudigkeit bei Interessierten habe seiner Einschätzung nach 2022 abgenommen, sagte Frank Bartelsen von der Nachfolgezentrale MV der Deutschen Presse-Agentur.
Ziel der 2018 gestarteten Nachfolgezentrale ist es, Betriebschefinnen und -chefs im Land mit potenziellen Nachfolgern und Nachfolgerinnen zusammenzubringen. Einer Erhebung der Wirtschaftskammern im Land zufolge steigt die Zahl der derzeitigen Chefinnen und Chefs, die älter sind als 55 Jahre, seit Jahren an: zwischen 2016 und 2022 von 27.000 auf 40.000 Personen. Dem Sachstandsbericht 2022 nach wurden im vergangenen Jahr 4000 Kontakte hergestellt, in 30 Fällen wurde eine Übernahme des Geschäfts abgeschlossen. Hierzu heißt es, dass zwischen Kontakt und Übergabe erfahrungsgemäß zwischen einem und drei Jahren vergehen.
Beim Unternehmens-Dachverband VUMV sieht man durch die Krisen der vergangenen Jahre einen schleichenden Prozess der vorzeitigen Betriebsaufgabe. Hierzu zählen etwa die Corona-Pandemie und die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise. «Fehlende Perspektiven für die Fortführung des eigenen Unternehmens haben so manchen Eigentümer dazu bewogen, den Betrieb einzustellen oder an Wettbewerber zu verkaufen», sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Sven Müller. Zu ungewiss sei die Nachfolgesuche gewesen.
Dem VUMV zufolge ist bereits seit zwei Jahren zu beobachten, dass der Nachfolge-Prozess derjenigen laufe, die nach der Wende den Weg in die Selbstständigkeit gegangen sind. «Für die wirtschaftliche Entwicklung MVs ist jede Betriebsaufgabe, die aufgrund mangelnder Nachfolgeregelung erfolgt, eine zu viel», sagte Müller.