Foto: Alexander Heinl/dpa/Symbolbild
Mehr als 100 Jahre lang galt der Wolf in Deutschland als ausgerottet. Vermutlich aus Polen kommend kehrte das Raubtier nun wieder zurück – und mit ihm auch die Konflikte mit den Haltern von Nutztieren.
Schwerin (dpa/mv)
Die zunehmende Zahl von Wolfsattacken auf Nutztiere und fehlende Scheu vor Menschen erfordern nach Überzeugung der CDU-Landtagsabgeordneten Beate Schlupp einen Strategiewechsel im Umgang mit dem Raubtier. «Aus meiner Sicht ist die Grenze des Zumutbaren bereits überschritten: Die Statistik besagt, dass in Deutschland mehr Wölfe leben als in Frankreich, Schweden und Finnland zusammen», erklärte Schlupp am Montag in Schwerin.
Immer häufiger würden Tiere in Siedlungsnähe beobachtet, die Wolfspopulation in Deutschland habe längst den für das Überleben der Art erforderlichen guten Erhaltungszustand erreicht. «Nur bei Bejagung auffälliger Wölfe wird sich die Scheu gegenüber Menschen wieder einstellen», begründete Schlupp ihre Forderung. Den Bewohnern des ländlichen Raumes sei es nicht mehr zuzumuten, dass Wölfe am helllichten Tage durch Ortschaften laufen und Haus- und Weidetiere bedrohen oder gar töten. «Langfristig muss der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden, damit der Wolfsbestand aktiv gemanagt werden kann und wir ein Wolfsmanagement bekommen, das diesen Namen auch verdient», erklärte sie.
Früheren Angaben Schlupps zufolge wurden im Jahr 2020 im Nordosten 82 Wolfsattacken registriert. Dabei seien mehr als 400 Nutztiere getötet oder verletzt worden. Oft könnten die Schutzmaßnahmen die Angriffe nicht verhindern. «Das bisherige Management des Landes besteht aus Prävention (Schutzzäune), Entschädigung von Tierhaltern bei Wolfsrissen und Beobachtung des Wolfsbestandes, ohne jedoch dem erklärten Ziel des Schutzes von Weidetieren oder Menschen wirklich gerecht zu werden», beklagte die CDU-Politikerin in ihrer Mitteilung.
Ende Januar hatte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) im Landtag der Einführung einer Bestandsobergrenze für Wölfe eine Absage erteilt. «Der Wolf hat nach wie vor den höchsten Schutzstatus, den es in Deutschland gibt, weil er nach wie vor vom Aussterben bedroht ist», sagte Backhaus. Nach seinen Worten gibt es in Deutschland inzwischen wieder 129 Rudel, 15 davon in Mecklenburg-Vorpommern. Nach Ansicht von Fachleuten sei damit aber der gute Erhaltungszustand noch nicht erreicht. Der Abschuss von Wölfen sei damit nur in Ausnahmefällen genehmigungsfähig, wenn ein Tier mehrfach in Herden eingebrochen sei oder eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Laut Schlupp wurde eine solche Ausnahmegenehmigung im Nordosten noch nicht erteilt.
© dpa-infocom, dpa:210215-99-454222/2