Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1. Foto: Jens Büttner/dpa/Bildarchiv
Bonn (dpa)
Trotz der Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 sieht der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, keine Entwarnung. Wenn in den nächsten Wochen etwa 40 Prozent der Kapazitäten der Pipeline ausgelastet werden, dann wären die schlimmsten Befürchtungen zwar nicht bestätigt, sagte Müller am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist nicht das schlimmste Szenario eingetreten, aber von Entwarnung kann ich noch nicht reden.»
Müller gab zu bedenken, dass Russlands Präsident Wladimir Putin unlängst Aussagen gemacht habe, die auf eine Drosselung auf 20 Prozent hindeuten könnten. «Wir sind Russland momentan ausgeliefert, weil sie darüber entscheiden, wie viel Gas Nord Stream 1 an uns weiterleitet.» Umso wichtiger seien Einsparungen und der Bezug aus anderen Quellen.
Nach zehntägigen Wartungsarbeiten war der Fluss von russischem Gas am Donnerstagmorgen wieder gestartet worden. Allerdings wird noch längst nicht die komplette Kapazität genutzt, sondern nur etwa 40 Prozent davon. «Auch bei einem Niveau von 40 Prozent müssen wir erhebliche Anstrengungen unternehmen, um gut über den ersten Winter zu kommen», sagte Behördenchef Müller. Zudem müsse man bei den Gasspeicher-Füllständen schon jetzt an den Winter 2023/24 denken.
Bei ihren Prognoseberechnungen geht die Bundesnetzagentur von einem durchschnittlichen Winter 2022/23 aus und davon, dass die neuen Flüssiggas-Terminals an der Nordsee ab Januar 2023 einsatzbereit sind. Wenn aber der Winter kalt werde und die Terminals nicht schnell genug in Betrieb genommen werden, «müsste das durch zusätzliche Einsparungen kompensiert werden, um eine Gasmangellage zu vermeiden beziehungsweise zu niedrige Füllstände im Frühjahr zu vermeiden», so Müller.
Auch wegen des warmen Sommers komme man bei den Gaseinsparungen derzeit voran – Deutschland habe «signifikant Gas eingespart». Aber: «Das Harte ist der Herbst und der Winter», sagte der Behördenchef. «Dann geht es um die realen Verbräuche, dann müssen die Massen eingespart werden.»