Minister Backhaus: «Bauern noch nie so aufgebracht erlebt»

Till Backhaus (SPD), Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns. Foto: Markus Scholz/dpa (Foto: dpa)

Schwerin (dpa) – Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) hat Verständnis für die Bauernproteste gezeigt. Er sei seit 26 Jahren in diesem Amt und habe die Bauern noch nie so aufgebracht erlebt, sagte der Politiker am Montagmorgen im «Deutschlandfunk»-Interview. «Hier hat sich sehr viel aufgestaut. Es geht ja nicht allein um den Agrardiesel oder die Kfz-Steuer, sondern um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der Fischerei. Es geht um die Ernährungswirtschaft und es geht am Ende auch um den ländlichen Raum insgesamt.» Und der fühle sich in den vergangenen Jahren wirklich vernachlässigt. «Und deshalb verstehe ich diese Proteste.»

Backhaus zufolge sei es nun wichtig, dass die seit Jahren bekannten Probleme nun endlich angegangen und gelöst werden. «Wir brauchen ja das Rad überhaupt nicht neu erfinden, sondern es muss jetzt endlich mal umgesetzt werden.» Dafür sei es wichtig, dass man endlich miteinander spreche.

Die Landwirtschaft erkenne an, dass die Regierung sparen müsse. «Aber man kann ja nicht den Ast absägen, auf dem man sitzt. Und wir wollen doch auch in der Zukunft Lebensmittel in Deutschland produzieren.» Das gehe aber nur mit vernünftigen Preisen. «Bei uns im Agrarbereich fallen die Preise. Ich hoffe, das ist jedem klar.» So seien die Rohstoffpreise für Weizen und Milch um ein Drittel gefallen. «Und an der Ladentheke sind die Preise gestiegen. Wer steckt sich denn hier das Geld in die Tasche? Ist doch vollkommen klar, wer das macht: die Lebensmitteleinzelhändler.»

Es sei deshalb umso wichtiger, dass die Landwirtschaft endlich auf Augenhöhe verhandeln kann. Das sei derzeit nicht so. «Wir haben vier Großkonzerne, die 85 Prozent der Versorgung der Bevölkerung übernehmen. Und da sage ich mal ganz klar: Da stimmen die Kräfteverhältnisse nicht.» Backhaus ging davon aus, dass in dem Zusammenhang Veränderungen anstehen. «Es geht darum, die kartellrechtliche Frage zu stellen», sagte er dazu.

Am Montag treffen sich in Berlin die Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP mit den Spitzen der Landwirtschaftsverbände zu einem Gespräch. Zudem haben die Bauern eine Protestaktion am Brandenburger Tor geplant.

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