Das Seenotrettungsboot Hertha Jeep der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) fährt. Stefan Sauer/dpa/Archivbild
Seit mehr als 150 Jahren sind Deutschlands Seenotretter für Menschen in Not auf Nord- und Ostsee zur Stelle. Einmal im Jahr zeigen die Helfer beim «Tag der Seenotretter» ihr Können und ihre Technik. Für Interessierte gibt es an Rettungsstationen einiges zu sehen.
Bremen (dpa) – Beim traditionellen «Tag der Seenotretter» stehen Interessierten an diesem Sonntag erstmals nach zwei Jahren Corona-Pandemie wieder viele Rettungsstationen an Nord- und Ostsee offen. In den vergangenen beiden Jahren fand der Aktionstag der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) coronabedingt nur online statt. Nun führen die Seenotretter an vielen Stationen wieder ihre Rettungsschiffe vor, zeigen Übungen und bieten Gespräche und Führungen. Vor der Pandemie im Jahr 2019 besuchten rund 30.000 Gäste die Stationen und informierten sich allein über die aus Spenden finanzierte Arbeit der Seenotretter.
Eine Rettungsübung mit mehreren Schiffen und einem Hubschrauber ist etwa an der Station im niedersächsischen Wilhelmshaven zu sehen, die auch ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Viele Übungen und Besichtigungen von Seenotrettungskreuzern werden auch in Schleswig-Holstein geboten – etwa an den Stationen in Büsum, Laboe, Nordstrand und Grömitz. In Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich etwa die Stationen Kühlungsborn, Warnemünde und Zingst.
Bei den Besichtigungen der Schiffe gilt das Prinzip «Open Deck». Das bedeutet, dass sich Interessierte entlang von Rundwegen die Rettungsschiffe an Deck ansehen dürfen. Damit werde gewährleistet, dass die Einheiten auch während des Tages einsatzbereit seien, sagte DGzRS-Sprecher Ralf Baur. Für alle Veranstaltungen gelten zudem Hygienekonzepte und Abstandsregeln.
Der Tag der Seenotretter sei eine Gelegenheit, um mit den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in Kontakt zu kommen, sagte Baur. «Die Arbeit der Seenotretter ist nur möglich, wenn uns genügend Menschen unterstützen.» Das funktioniere etwa über Spenden, aber auch durch viel ehrenamtliches Engagement. Neben rund 180 festangestellten Kräften, die entlang der Küsten die großen Rettungskreuzer rund um die Uhr besetzen, leisten vor allem mehr als 800 Freiwillige an den insgesamt 55 Rettungsstationen ehrenamtlich Menschen in Seenot Hilfe.
Die Seenotrettung ist in Deutschland als Sonderfall nicht staatlich organisiert. Sie liegt in Händen der DGzRS, eines 1865 gegründeten Vereins. Die DGzRS kooperiert mit staatlichen Stellen wie Marine, Wasserschutzpolizei und Zoll, erhält aber kein Geld vom Staat. Im vergangenen Jahr retteten die Seenotretter nach eigenen Angaben 61 Menschen aus Seenot – rund 3500 Menschen auf Nord- und Ostsee leisteten sie Hilfe. Insgesamt wurden sie 2021 zu rund 2000 Einsätzen gerufen.