Wirtschaft in MV fordert bessere Infrastruktur

Matthias Belke bei einem Unternehmensbesuch. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

Schwerin (dpa/mv)

Drei Monate vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern haben die Kammern von Handwerk, Industrie und Handel ihre Erwartungen an die zur Wahl antretenden Parteien formuliert. In den Forderungskatalogen werden weitere staatliche Hilfen bei der Überwindung der Folgen der Corona-Pandemie verlangt, bessere Rahmenbedingungen für Mittelstand und Industrie sowie ein spürbarer Bürokratieabbau.

«Es geht immer darum, die entsprechende Infrastruktur in einem Land für Leben und Arbeiten so zu entwickeln, dass sie in allen Landesteilen auch Schritt hält», betonte Matthias Belke, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin am Montag in der Landeshauptstadt. Besonders wichtig seien dabei eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur und der flächendeckende Ausbau des Breitband- und des Mobilfunknetzes.

Die drei Industrie- und Handelskammern des Landes legten am Montag einen 14 Punkte umfassenden Katalog mit ihren wirtschaftspolitischen Forderungen zur Landtagswahl im September vor. Es müsse Aufgabe aller Ressorts der neuen Landesregierung sein, den Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern zu stärken und bei Investoren im In- und Ausland bekannter zu machen, hieß es. Der Neubrandenburger Kammerpräsident Wolfgang Blank forderte eine noch engere Verknüpfung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Unternehmen im Land, um so die Innovation voranzutreiben. Als Land, das bereits deutlich mehr Ökostrom produziere als es verbrauche, verfüge Mecklenburg-Vorpommern zudem über ein großes Potenzial für Neuansiedlungen, sagte Blank unter Hinweis auf erste Projekte zur Wasserstofftechnologie.

Rostocks Kammerpräsident Klaus-Jürgen Strupp warnte davor, den vielfach von der Corona-Krise gebeutelten Unternehmen weitere Lasten aufzuerlegen. Wie seine Amtskollegen und auch die Präsidenten der beiden Handwerkskammern im Land forderte Strupp einen drastischen Bürokratieabbau. Die neue Landesregierung müsse bürokratische Hürden so weit wie möglich abbauen und damit auch das Unternehmertum wieder interessanter machen. «Wir dürfen junge Start-ups nicht weglaufen lassen, sondern müssen ihnen die Möglichkeit geben, sich hier im Lande zu entwickeln», betonte Strupp. Die drei Industrie- und Handelskammer vertreten nach eigenen Angaben rund 85.000 Unternehmen mit insgesamt etwa 500.000 Beschäftigen.

Auch das Handwerk fordert in seinen 32 Punkte umfassenden «Wahlprüfsteinen» Unterstützung bei Digitalisierung und Innovation sowie Programme zur Sicherung des Berufsnachwuchses. In der Corona-Pandemie sei die Systemrelevanz des Handwerks deutlich geworden. Die Betriebe hätten das Land am Laufen gehalten und seien bedeutende Arbeitgeber und Ausbilder. «Deshalb muss unser Wirtschaftsbereich als Rückgrat des Landes MV weiter gestärkt werden», hieß es. Nach Angaben der beiden Kammern beschäftigen die mehr als 20 000 Handwerksbetriebe im Land rund 112.000 Menschen. Damit ist jeder siebte Erwerbstätige im Handwerk tätig.

Die Handwerkskammern unterstützen die IHK-Forderungen nach mehr Qualität und Verlässlichkeit in der Bildung. Der Lehrermangel an Berufsschulen und die Defizite bei der technischen Ausstattung sollen rasch behoben, die Berufsausbildung insgesamt soll aufgewertet werden. Über Praktika sollen Schüler frühzeitig an das Handwerk herangeführt und über die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten informiert werden.

Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen verkürzt, die Förderinstrumente vereinfacht werden. Die bürokratische Belastung der Betriebe sei auf ein nicht mehr erträgliches Maß gewachsen, beklagten die Kammerpräsidenten Axel Hochschild (Ostmecklenburg-Vorpommern) und Uwe Lange (Schwerin). Neue Gesetze dürften nur noch beschlossen werden, wenn alte abgeschafft würden, forderten sie.

Meinungen der Kammern finden Sie hier:

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