Corona-Krise trifft Handwerk in MV hart

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Rostock/Schwerin (dpa/mv)

Die Konjunkturaussichten der beiden Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern zeigten im Frühjahr noch die gewohnt guten Indikatoren: prall gefüllte Auftragsbücher und stabile bis steigende Umsätze. Doch dann kam die Corona-Krise – und verpasste den Prognosen einen starken Dämpfer.

«Auch wenn andere Wirtschaftsgruppen die Auswirkungen der Corona-Pandemie stärker gespürt haben als das Handwerk, haben die negativen Entwicklungen deutliche Spuren hinterlassen», sagten Axel Hochschild und Uwe Lange, die Präsidenten der Handwerkskammern Ostmecklenburg-Vorpommern und Schwerin der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt sei das Handwerk aber ein robuster Wirtschaftszweig.

Nach dem ersten Lockdown waren den Angaben zufolge mehr als 70 Prozent des Handwerks von Umsatzeinbrüchen betroffen. Bei der Hälfte der Unternehmen seien Aufträge storniert worden. Fast ein Drittel sah sich mit Problemen in den Lieferketten konfrontiert. Ein Viertel der Betriebe berichtete von Personalausfällen durch Krankheit, Quarantäneanordnungen oder familiäre Betreuungsprobleme.

Im Zuge der aktuell geltenden härteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mussten 1270 Friseure schließen, die laut Hochschild gerade zum Jahresende alle Hände voll zu tun hätten. Schwer getroffen habe es die 1240 Kosmetikbetriebe. «Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass wir die Schließung der Kosmetikstudios für falsch und nicht begründbar halten. Diese Branche hält höchste Hygienestandards ein», betonte Lange.

Aber auch andere Handwerkszweige müssen Einbußen verzeichnen. Bäcker, Fleischer und Konditoren müssen ihre Café- und Imbissbereiche geschlossen halten. Die Gesundheitshandwerke mit ihrer zumeist älteren Kundschaft werden seltener aufgesucht.

Autohäuser dürften zwar ihre Werkstätten weiter öffnen, müssen den Handel aber einstellen. Zulieferbetriebe, vor allem aus dem Umfeld der Werften oder der Flugzeugindustrie, blickten in eine unsichere Zukunft. Umso wichtiger ist es nach Ansicht der Kammern, dass jetzt schnell die nicht rückzahlbaren Hilfen für betroffene Betriebe gewährt und ausgezahlt werden, damit im Nachgang der zweiten Corona-Welle keine Insolvenzwelle folgt.

Als gravierende Belastung für Beschäftigte und Betriebe hätten sich die eingeschränkten oder fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder ausgewirkt. «Ein Beispiel dafür waren die rund 2500 Friseur- und Kosmetikbetriebe in der Phase der Wiedereröffnung. In diesem Bereich arbeiten viele junge Mütter. Als der Kundenansturm begann, waren Kitas und Schulen immer noch geschlossen», sagte Hochschild.

Zum Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern zählen aktuell 19 875 Betriebe mit etwa 100 000 Beschäftigten und 5575 Auszubildenden. Das Handwerk erwirtschafte einen Jahresumsatz von etwa 9 Milliarden Euro.

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