Das diesjährige offizielle Gedenken des Landes Mecklenburg-Vorpommern zum Volkstrauertag fand in Schwerin statt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Volksbund), Bundeswehr, Reservisten, Polizei, Politik, Geistliche und viele Bürger gedachten den Millionen Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
Kranzniederlegung auf dem Alten Friedhof
Um 10 Uhr begann die Kranzniederlegung auf dem Alten Friedhof. Etwa 80-90 Personen versammelten sich, darunter viele Soldaten der Bundeswehr und Polizisten. Unter musikalischer Begleitung einer Bundeswehrkapelle wurden Kränze und Gestecke niedergelegt. Zum Abschluss erklang das weltberühmte Soldatenlied „Der gute Kamerad“, das 1809 von Ludwig Uhland gedichtet und 1825 von Friedrich Silcher vertont wurde.
Hesse begrüßte zur offiziellen Gedenkveranstaltung im Landtag
Um 11 Uhr wurde das Gedenken im Plenarsaal des Landtages Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 100 Personen fortgesetzt. Schüler des Schweriner Konservatoriums begleiteten die Veranstaltung musikalisch.
Den Auftakt gab Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD). Sie erinnerte daran, wie sich vor 100 Jahren der Volksbund gründete und gab einen Einblick in seine Geschichte. Acht Männer in Berlin haben sich damals zusammengetan und wenige Monate später eine gemeinnützige Organisation auf die Beine gestellt. Hesse erinnerte: „Nahezu jede deutsche Familie litt unter den Schrecken des Krieges.“ Hesse erklärte die Geschichte des Volksbundes, dass in Mecklenburg 1920 die ersten Ortsgruppen des Volksbundes entstanden. 1926 gründete sich die Ortsgruppe Mecklenburg-Schwerin. Anschließend hätten die Nationalsozialisten ab 1934 mit dem „Heldengedenken“ den Volksbund in eine falsche Richtung geführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei es in der DDR untersagt gewesen, sich im Volksbund zu betätigen. Aber in der BRD wurden 400 Kriegsgräberstätten errichtet. Mit dem „Mut der Menschen in der DDR“ sei aber schließlich die Wende gekommen. Es war „Ein kleines wie großes Wunder“ was zur Deutschen Einheit geführt habe. 1991 wurde der Volksbund schließlich in Mecklenburg-Vorpommern neugegründet und nahm seitdem seine Arbeit auf. Der Volkstrauertag ist nun in der gesamten Bundesrepublik in den Feiertagsgesetzen verankert. Hesse gedachte aller Opfer der beiden Weltkriege und den für die Demokratie gefallenen Bundeswehrsoldaten.
Stadtpräsident Ehlers lobt Europa
Der Schweriner Stadtpräsident Sebastian Ehlers (CDU) hielt ebenfalls eine mahnende Rede und lobte Europa. Er beschrieb den Alten Friedhof in Schwerin. Dieser habe 163 Gräber aus dem Ersten Weltkrieg, 3992 Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg, 723 Gräber für die Opfer des Faschismus, 550 Gräber für die Kriegsgefangenen sowie Gräber für die Opfer der Bombardierung Hamburgs. Ehlers behauptete, dass Europa wieder in Frage gestellt werde. „Frieden ist keine Selbstverständlichkeit“ konstatierte Ehlers. Wer an Europa zweifle, der solle einen Soldatenfriedhof besuchen. Von daher begrüße er den Volksbund als „Bürgerinitiative für den Frieden“.
Gedenkansprache der anderen Art
Der ehemalige Innenminister Dr. Armin Jäger (CDU) hielt eine ungewöhnliche Ansprache. Er verknüpfte sehr viele komplexe Themen in seiner Rede und moralisierte stark. Jäger stellte die These auf, dass mit dem Ersten Weltkrieg eine Personalisierung des Krieges begonnen hätte. Zuvor waren die Soldaten nur eine Art anonyme Truppenteile. Er schwenkte zur Zeit der Gründung des Volksbundes und erinnerte daran, warum sich der Bund gründete. Angehörige wollten schlicht wissen wo der Ehemann, der Bruder oder Verlobte waren. Die Bürger gaben dem Volksbund ihr Vertrauen und keiner staatlichen Institution, was für damalige Verhältnisse relativ ungewöhnlich gewesen sei. Jäger ließ anklingen, dass es nicht „süß und ehrenvoll“ sei für das Vaterland zu sterben, so wie es der antike römische Dichter Horaz einst schrieb. Als Beispiel nannte Jäger kurz darauf das „Unternehmen Merkur“ der deutschen Fallschirmjäger und Luftlandetruppen im Zweiten Weltkrieg auf Kreta. Jäger beschwerte sich in diesem Zusammenhang über die letzte Strophe des Fallschirmjägerliedes. Danach erzählte Jäger schließlich von der Arbeit des Volksbundes in der Kurischen Nehrung. Anschließend warf er dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan vor, dass Völkerrecht gebrochen zu haben, mit seinem aktuellen militärischen Vorstoß gegen die Kurden in Syrien. Er mahnte deshalb zu Frieden. „Kriegsgräber sind im Wettstreit der Kräfte ein Zeichen, dass die Humanität verloren hat“ sagte Jäger.
Was ist Trauer?
Der katholische Propst Georg Bergner aus Schwerin ermöglichte hingegen eine sehr tiefgehende und anspruchsvolle geistliche Besinnung. Er stellte die philosophische Frage danach, was eigentlich Trauer sei. Und er gab anschließend viele Antworten. Die Trauer sei beispielsweise die „Beklemmung eines Herzens“, die „Sehnsucht nach einem geliebten Menschen“ oder ein „Streifen über ein leeres Feld“.
Totengedenken
Innenminister und Landesvorsitzender des Volksbunds, Lorenz Caffier (CDU), unterteilte den Gedenktag in vier Bereiche. Er sprach von „Denken, Gedenken, Trauer und Hoffnung“. Es bräuchte an Mut zur Versöhnung, Toleranz und Gewaltfreiheit.
Große 100 Jahrfeier im Dezember
Die nächste Veranstaltung des Volksbunds findet am 16.12.2019 um 11.30 Uhr in der Trauerhalle auf dem Alten Friedhof in Schwerin statt. Unter dem Titel „100 Jahre Volksbund Deutsche Kriegsgräberürsorge“ wird es eine Gedenkstunde geben. Der Militärhistoriker Prof. Dr. Michael Epkenhans wird den Festvortrag über den Ersten Weltkrieg halten. Für musikalische Untermalung ist gesorgt.